Gesundheit

Forscher finden Risikofaktor für Parkinson – und den könnten wir vermeiden

Weshalb erkranken Menschen an Parkinson? Eine genaue Antwort darauf kann die Forschung noch immer nicht geben. Nun wirft eine neue Studie Licht auf einen möglichen Risikofaktor, der leicht zu vermeiden ist.

Parkinson ist eine mysteriöse Krankheit. Für die neurodegenerative Erkrankung, die sich typischerweise durch steife Muskeln, verlangsamte Bewegungen und unkontrolliertes Zittern äußert, gibt es momentan kein Heilmittel. Auch ihre Ursachen sind noch nicht abschließend geklärt.

In einigen wenigen Fällen rufen Medikamente wie Blutdruckmittel, Vergiftungen durch etwa Kohlenmonoxid oder weitere neurodegenerative Krankheiten Parkinson hervor. Doch bei 75 Prozent aller Parkinson-Syndrom sind die Hintergründe nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen nicht bestimmbar.

Einsamkeit erhöht Risiko für Demenz und Alzheimer

Eine neue Studie hat sich nun mit einem möglichen Risikofaktor für die Krankheit auseinandergesetzt: Einsamkeit. Wie Nina Browner, Professorin für Neurologie und Leiterin der Abteilung für Bewegungsstörungen an der University of North Carolina School of Medicine, im Gespräch mit dem Magazin „ Health “ erklärt, wird Einsamkeit bereits mit einem erhöhten Risiko für Alzheimer und Demenz in Zusammenhang gebracht. In der Studie wollten die Forschenden um Hauptautor Antonio Terracciano von der Florida State University (USA) herausfinden, ob sich dasselbe auch auf Parkinson zutrifft.

Im Zuge der Langzeitstudie, die Anfang Oktober in der medizinischen Fachzeitschrift „ JAMA Neurology “ veröffentlicht wurde, untersuchten die Forschenden die Daten von 491.603 Personen aus der britischen Datenbank UK Biobank. Diese sollte zwischen 2006 und 2010 einen Fragebogen ausfüllen und unter anderem beantworten, ob sie sich einsam fühlen.

15 Jahre nach Beginn der Studie, also im Jahre 2021, analysierten die Wissenschaftler, wie viele der Teilnehmer Parkinson entwickelt hatten. Hierfür griffen sie auf Daten der UK Biobank zurück, die mit dem britischen Staatlichen Gesundheitsdienst verknüpft waren. Letztlich hatten von 2822 der Probanden Parkinson entwickelt.

Einsame Menschen haben erhöhtes Risiko, an Parkinson zu erkranken

Terracciano und seinen Kollegen fiel dabei auf, dass das Risiko, an Parkinson zu erkranken, bei einsamen Menschen um 37 Prozent erhöht war. Selbst nachdem andere Faktoren wie genetische Veranlagung oder andere Erkrankungen herausgerechnet worden war, hatten die sich einsam fühlenden Personen ein um 25 Prozent erhöhtes Risiko.

Die an Parkinson erkrankten Studienteilnehmer waren tendenziell älter, männlich, ehemalige Raucher und hatten Diabetes, einen höheren BMI und Blutdruck. Dennoch konnten die Forscher keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Alter sowie Einsamkeit und Geschlecht feststellen.

Einsamkeit kann ein Anzeichen für Parkinson-Erkrankung sein

„Unseres Wissens ist dies die erste Studie, die den Zusammenhang zwischen Einsamkeit und dem Risiko einer späteren Parkinson-Erkrankung untersucht. Unsere Erkenntnisse ergänzen andere Belege dafür, dass Einsamkeit ein psychosozialer Bestimmungsfaktor der Gesundheit ist, der mit einem erhöhten Risiko für Erkrankung und Sterblichkeit verbunden ist“, schreiben die Wissenschaftler in der Studie.

Wie Terracciano mutmaßt, könnte Einsamkeit selbst der Auslöser von Parkinson sein. „Wir glauben, dass dieser emotionale Kummer, der mit der Einsamkeit einhergeht, hier eine wirklich wichtige Rolle spielt“, sagt der Hauptautor zu „Health“. „Dieses Gefühl der Verzweiflung kann die Fähigkeit des Gehirns beeinträchtigen, genetischen Faktoren [oder] anderen Dingen standzuhalten, die vielleicht zu einer Parkinson-Erkrankung führen.“

Neurologieprofessorin Browner betonte jedoch, dass die Studie nicht endgültig belegen könne, dass Einsamkeit Parkinson verursache. Die Untersuchung sei lediglich explorativ und als Ausgangspunkt für weitere Forschungen zu verstehen.

In einem Punkt waren sich Browner und das Forscher-Team allerdings einig: Einsamkeit ist neben Depression, Angststörungen und Müdigkeit ein frühes non-motorisches Symptom für eine Parkinson-Erkrankung. All diese Anzeichen könnten sich bereits in einem frühen Krankheitsstadium herauskristallisieren und sich manchmal schon Jahre vor einer Parkinson-Diagnose manifestieren, sind sich Browner und Terracciano einig.

Tipps gegen Einsamkeit

Aber was können Menschen tun, wenn sie sich einsam fühlen und nicht allein sein möchten? Die Mobil-Krankenkasse empfiehlt Betroffenen, von sich aus aktiv zu werden und nicht auf Zurufe zu warten.

Ein neues Hobby kann dabei helfen, sich abzulenken und neue Kontakte zu knüpfen. So bieten Volkshochschulen verschiedene Kurse an, in denen man sich ausprobieren und wahlweise eine Sprache oder töpfern lernen kann. Auch beim Sport in Vereinen, Laufgruppen oder Fitnessstudios kommt man ins Gespräch.

Ebenso ermöglicht das Ausüben eines Ehrenamtes das Kennenlernen neuer Leute und gibt Menschen oft das Gefühl, etwas Sinnstiftendes zu tun und gebraucht zu werden. Zudem kann ein Haustier das Gefühl der Einsamkeit lindern, wenn die Rahmenbedingungen für die Haustierhaltung stimmen. Vor allem Hunde sorgen nicht nur für ausreichend Bewegung an der frischen Luft für Herrchen und Frauchen, sondern auch für die ein oder andere Interaktion mit anderen Hundehaltern und Spaziergängern.

Die Barmer-Krankenkasse rät weiterhin zum gemeinsamen Musizieren, sei es in einer Band oder in einem Chor. Auch das Vernetzen in der Nachbarschaft oder per Internet kann hilfreich sein. Letztlich gibt es auch Selbsthilfegruppen für einsame Menschen, in denen Betroffene Trost finden können.

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