Der Hessische Apothekerverband hat für den 2. Oktober zu Protesten aufgerufen. In Frankfurt am Main wird es eine zentrale Kundgebung geben, laut Verband haben sich auch Vertreter der Landtagsfraktionen angekündigt.
In Hessen ist Wahlkampf angesagt, und der Apothekerverband (HAV) nutzt die Gunst der Stunde, um auf die prekäre Situation der Arzneimittelversorgung und die Forderungen der Apothekerschaft aufmerksam zu machen: Wie aus einer Pressemitteilung vom Freitagmorgen hervorgeht, hat der HAV für den 2. Oktober zu einem weiteren Protesttag aufgerufen. Die Apotheken und ihre Mitarbeiterteams sollen sich auf dem Opernplatz in Frankfurt am Main ab 11 Uhr versammeln. Auch Redner der hessischen Landtagsfraktionen hätten sich zu der Kundgebung angekündigt, heißt es in der Pressemitteilung. Ob der Protest auch mit Apothekenschließungen verbunden ist, dazu gibt es keine Angaben. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass die Arzneimittelversorgung an dem Tag durch die Notdienstapotheken sichergestellt werde.
Die Apotheken würden „weiter für eine wohnortnahe Arzneimittelversorgung und eine dafür angemessene Vergütung“ kämpfen. Diese habe „in den vergangenen 20 Jahren trotz Inflation, gestiegener Mieten und Energiepreise sowie Tariferhöhungen keine nennenswerte Anpassung“ erfahren. Laut HAV sei die Zahl der öffentlichen Apotheken in Hessen von 1.412 zum Stichtag 31. Dezember 2021 auf 1.367 zum 30. Juni 2023 gesunken. Am Stichtag 31. Dezember 2016 seien es in dem Bundesland noch 1.502 Apotheken gewesen.
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Zu den Gründen für das Apothekensterben erklärte der HAV-Vorsitzende Holger Seyfarth: „Für viele junge Kolleginnen und Kollegen ist es schlichtweg nicht mehr eine sinnhafte berufliche Perspektive, eine Apotheke als Inhaber zu übernehmen, ohne dass die dafür notwendigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erfüllt sind“. In Hessen sei jede:r vierte Apothekeninhaber:in zwischen 60 und 69 Jahre alt, 6 Prozent über 70 und älter. Verschärft würde dies durch Lieferengpässe, überbordende Bürokratie und „politisch Verantwortliche in Berlin, die in keinster Weise einen Willen zu nachhaltigen Problemlösungen erkennen ließen“.
Auch nach dem Apothekenprotest am 14. Juni habe sich nichts geändert, heißt es vom HAV, es gelte „nun den Druck weiter zu erhöhen“. Seyfarth sagte dazu: „Unser aller Hauptaufgabe besteht nun darin, die flächendeckende Arzneimittelversorgung auch für die Zukunft nachhaltig sicherzustellen. Das gelingt uns nur im Schulterschluss und in Geschlossenheit. Wir müssen uns weiter klar und engagiert für wirtschaftliche, politische und berufsständische Rahmenbedingungen einsetzen, die junge Kolleginnen und Kollegen wieder dazu motivieren, eine öffentliche Apotheke zu übernehmen.“
Ärzteschaft protestiert – Hänel schließt Apotheke
An dem Tag wird auch die Ärzteschaft protestieren. Es wird erwartet, dass zahlreiche Praxen geschlossen sein werden. Die 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, Daniela Hänel, hatte am vergangenen Donnerstag ebenfalls angekündigt, ihre Apotheke am 2. Oktober nicht öffnen zu wollen. Wer sich der Aktion anschließe, hieß es von dem Verein, setze ein „weiteres Zeichen“, dass man mit dem aktuellen Gesundheitsminister unzufrieden sei und personelle Konsequenzen fordere.
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