Gesundheit

Höchstleistung für die Pumpe: Wie schwere Covid-19-Verläufe dem Herzen zusetzen

Bluthochdruck ist ein Volksleiden. Allein in Deutschland haben schätzungsweise zwischen 20 und 30 Millionen Menschen einen zu hohen Blutdruck. Oft bleibt das Risiko unentdeckt, weil das Leiden kaum oder keine Symptome erzeugt. Die Diagnose und richtige Therapie sind aber wichtig, denn unbehandelt erhöht Bluthochdruck über die Jahre das Risiko für schwere Folgekrankheiten: Eine Herzinsuffizienz zählt dazu, aber auch Schlaganfall, Herzinfarkt und Nierenversagen.

Die Corona-Pandemie wirft ein Schlaglicht auf all diese Leiden. Klinische Daten aus mehreren Ländern zeigen, dass Menschen mit Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems ein höheres Risiko für schwere Verläufe haben. 

Der Trend bei Covid-19 deutete sich bereits Mitte Februar mit vorläufigen Daten aus China an: Zwar erhöhen auch andere Krankheiten wie Diabetes und Krebs das Risiko für Komplikationen nach einer Infektion mit Sars-CoV-2. Doch die Sterblichkeitsrate lag bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Leiden (10,5 Prozent) besonders hoch. Bei Bluthochdruck allein wurde sie mit sechs Prozent angegeben.

Antikörper, Impfung, Therapie

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Suche nach den Gründen

Mediziner weltweit versuchen die Gründe für diese statistische Häufung zu erforschen. Erklärungsmodelle gibt es viele. Nicht bei allen spielen die Herz-Kreislauf-Krankheiten auch eine kausale Rolle. Aufgrund der dünnen Datenlage ist das Für und Wider der einzelnen Hypothesen jedoch schwer abzuwägen. Forscher betonen daher, wie wichtig ausführliche klinische Daten sind – gerade auch aus Deutschland, da hier das Alter der Infizierten deutlich niedriger liegt als in anderen Ländern. Entsprechende Daten werden aktuell im sogenannten Leoss-Register gesammelt.

Die einzelnen Erklärungsmodelle im Überblick:

Wie sollen Patienten mit diesen vielen offenen Fragen umgehen? Vor allem: Was bedeutet das für die Medikation von Blutdruckpatienten, die ACE-Hemmer einnehmen – ein Mittel, das Einfluss auf die komplexe ACE-Regulation des Körpers hat? Diese blutdrucksenkenden Medikamente stehen aktuell in Verdacht, den Krankheitsverlauf von Covid-19 sowohl positiv als auch negativ zu beeinflussen.

Bluthochdruck: Absetzen von Medikamenten birgt Risiken

Thomas Eschenhagen, Direktor des Instituts für Experimentelle Pharmakologie und Toxikologie am UKE Hamburg, warnt vor überstürztem Aktionismus: ACE-Hemmer sollten „auf gar keinen Fall“ abgesetzt werden. „Einfach, weil die Datenlage dazu viel zu unsicher ist.“ Auch Steffen Massberg betont: „Wichtig ist, dass die kardiovaskuläre Grunderkrankung behandelt ist.“ Je besser diese behandelt werde, desto besser sei mutmaßlich auch der Verlauf einer möglichen Covid-19-Infektion. Was müssten vorbelastete Menschen darüber hinaus beachten? „Sonst gilt das, was für alle anderen auch gilt: natürlich konsequentes Einhalten der aktuell gültigen Separation und Kontaktreduktion“, so Massberg.

Im Moment gebe es leider eine große Zurückhaltung bei vielen Patienten, in Apotheken zu gehen, stellt der Mediziner fest. Dies führe dazu, dass lebenswichtige Medikamente zum Teil nicht mehr eingenommen werden. Schnellt der Blutdruck jedoch unkontrolliert in die Höhe, birgt das enorme gesundheitliche Risiken. Eine Möglichkeit, häufige Apothekenbesuche zu umgehen, sei etwa, sich größere Medikamentenpackungen verschreiben zu lassen, so der Experte. Es sei wichtig, Medikamente gegen Bluthochdruck kontinuierlich einzunehmen.

Auch sollten Patienten nach wie vor auf klassische Symptome eines Herzinfarkts achten – und diese auch ernst nehmen. Die Angst vor einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 dürfe nicht dazu führen, dass Notfallpatienten anfingen, Krankenhäuser zu meiden. „Erkrankungen, die wir sonst als Notfälle sehen, sind natürlich weiterhin Notfälle“, sagt Massberg. Die Sorge vor einer Ansteckung wegen eines Krankenhausbesuchs sei zudem nicht begründet, da die Patientenströme voneinander getrennt seien.

Quellen: Deutsche Hochdruckliga / Science Media Center

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