Gesundheit

Impfstoff-Ungerechtigkeit darf sich „niemals“ wiederholen

Die OVG verhandelt über einen Streit um Lohn-Entschädigung nach der Corona-Qurantäne. Eine Nichtregierungsorganisation fordert, dass sie eine Impfstoff-Ungerechtigkeit „niemals“ wiederholen darf. Auch Japan zieht jetzt nach und lockert seine Masken-Richtlinien. Alle aktuellen News finden Sie im Corona-Ticker auf FOCUS online.

News zu Corona vom 13. März 2023

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Auch Japan lockert Corona-Richtlinien zum Tragen von Masken

Montag, 13. März 2023, 04.41 Uhr: Deutschland hat die gesetzliche Maskenpflicht weitgehend aufgehoben, in Japan hat es sie nie gegeben. Seit Beginn der Corona-Pandemie trugen die Japanerinnen und Japaner trotzdem konsequent Mundschutz, ob drinnen oder draußen. Gesetze waren dafür nicht nötig. Der Staat gab lediglich Empfehlungen aus. Doch auch die sind seit Montag aufgehoben. Nur in medizinischen Einrichtungen, Pflegeheimen und in überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln muss den neuen Richtlinien zufolge weiter Maske getragen werden. Beobachter erwarten jedoch, dass die Bürgerinnen und Bürger des Landes ihre bisherige Gewohnheit, überall Masken zu tragen – oft selbst allein im Auto – vorerst beibehalten.

Japanerinnen und Japaner legen schon seit jeher extrem hohen Wert auf Hygiene. Einen Mundschutz zum Beispiel bei einer Erkältungskrankheit zu tragen, um andere nicht anzustecken, war auch schon vor der Corona-Pandemie üblich gewesen. Genau wie das Verbeugen anstelle des Händeschüttelns oder das Ausziehen der Schuhe, bevor man ins Haus geht. Auch lautes Unterhalten in Bahnen, die in Japans Mega-Städten wie Tokio chronisch überfüllt sind, gilt seit jeher als unhöflich.

Nach den neuen Richtlinien weist der Staat die Bevölkerung weiterhin darauf hin, dass Masken Menschen mit einem höheren Risiko für schwere Krankheiten, einschließlich älterer Menschen, schützen. Fluggesellschaften und öffentliche Verkehrsmittel werden ihre Kunden jedoch nicht mehr auffordern, eine Maske zu tragen. Das Gleiche gilt für Betreiber großer Supermarktketten und Convenience-Stores. Auch

Schulen werden das Tragen eines Mundschutzes grundsätzlich ab dem 1. April, dem Beginn des neuen Schuljahres, nicht mehr verlangen. Es wird jedoch erwartet, dass Kunden bei Friseuren, Schönheitssalons und anderen Dienstleistungen, bei denen die Entfernung zu den Kunden gering ist, weiterhin gebeten werden, Maske zu tragen.

Impfstoff-Ungerechtigkeit darf sich bei neuen Pandemien „niemals“ wiederholen

Samstag, 11. März 2023, 9.48 Uhr: Drei Jahre nach der Einstufung der Corona-Verbreitung als Pandemie haben knapp 200 Persönlichkeiten ein Ende der Impfstoff-Ungerechtigkeit in der Welt gefordert. Ein ungleicher Zugang zu Impfstoff wie während der Corona-Pandemie dürfe sich „niemals“ wiederholen, erklärten sie am Samstag. Die WHO hatte die Verbreitung des Coronavirus am 11. März 2020 als Pandemie eingestuft.

Die gegen das Coronavirus eingesetzten Impfstoffe waren und sind noch immer in den einzelnen Ländern unterschiedlich verfügbar. Während in den Industriestaaten relativ schnell große Teile der Bevölkerung geimpft wurden, stand in armen Ländern kaum Impfstoff zur Verfügung. 

Dies dürfe sich bei künftigen Pandemien nicht wiederholen, hieß es in der nun veröffentlichten Erklärung, die von der Nichtregierungsorganisation People's Vaccine Alliance koordiniert wurde. „Die Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, entscheiden, wie die Welt auf künftige globale Gesundheitskrisen vorbereitet ist und reagiert.“ Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören mehrere Nobelpreisträger, der frühere UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sowie ehemalige Staats- und Regierungschefs aus mehr als 40 Ländern.

Corona-Quarantäne: OVG verhandelt über Streit um Lohn-Entschädigung

Freitag, 10. März 2023, 07.04 Uhr: Im Streit um Lohn-Entschädigungszahlungen in der Corona-Pandemie zwischen dem Land und der Fleischindustrie verhandelt das nordrhein-westfälische Oberverwaltungsgericht am Freitag (10.15 und 13.00 Uhr) zwei Musterverfahren. Die Behörden hatten in der ersten Phase der Pandemie im Frühjahr 2020 viele Beschäftigte in die Quarantäne geschickt. Laut Infektionsschutzgesetz stehen den betroffenen Unternehmen, in der Regel damalige Subunternehmen der Schlachtbetriebe Tönnies (Rheda-Wiedenbrück) und Westfleisch (Münster), Entschädigungszahlungen für den bezahlten Lohn zu.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte den Landschaftsverband Westfalen-Lippe in der Corona-Pandemie allerdings angewiesen, Anträge auf Entschädigung nach Infektionen von Beschäftigen abzuweisen. Der Minister hatte den Unternehmen vorgeworfen, für den Ausbruch der Pandemie mit verantwortlich zu sein.

Daraufhin sind bei den Verwaltungsgerichten in Münster und Minden mehr als 7000 Klagen eingegangen und erste Urteile gesprochen worden. Die Richter in der ersten Instanz waren sich überwiegend einig. Nur wenn feststehe, dass allein der Arbeitgeber schuld sei an der angeordneten Quarantäne, könne das Land die Entschädigungszahlungen ablehnen. Bei dem Corona-Ausbruch im Frühjahr 2020 aber habe es eine Vielzahl von Faktoren gegeben. So habe zum damaligen Zeitpunkt von der Bedeutung der Aerosole und der Übertragung von Corona über die Umluftkühlung niemand etwas gewusst. Deshalb könne das Land den Unternehmen auch keine Fahrlässigkeit vorwerfen.

Urteile in den Berufungsverfahren will das Gericht in Münster im Anschluss an die mündlichen Verhandlungen verkünden.Ein Jahr Wartezeit bei landesweit einziger Long-Covid-Ambulanz

Dienstag, 07. März 2023, 06.20 Uhr: Corona vorbei, alles gut? Nein, sagt Astrid Weber, Leiterin der einzigen fachübergreifenden Long-Covid-Ambulanz in Rheinland-Pfalz in Koblenz. Einerseits gebe es immer noch neue Infektionen. Andererseits litten vermutlich mindestens zehn Prozent aller Covid-19-Erkrankten unter anhaltenden Beschwerden und ein oder zwei Prozent sogar unter schweren langfristigen Beeinträchtigungen. Vereinzelt gebe es besonders anrührende Fälle: „Wir haben einer 24-jährigen Frau einen Rollstuhl verschreiben müssen. Und ein 14 Jahre alter Junge ist sogar schon in einem Rollstuhl zu uns gekommen„, sagt Weber. „Seine Muskeln spielen nicht mehr mit.“

Ihre im Mai 2022 eröffnete Ambulanz im „Corona-Kompetenz-Zentrum“ in der Koblenzer Innenstadt, wo auch Tests und Frühtherapien angeboten werden, kann sich vor Anfragen nicht retten. „Bis jetzt haben wir rund 320 Patienten gehabt“, bilanziert die Ärztin. „Jede Woche haben wir etwa 30 Anfragen. Unsere Wartezeit beträgt jetzt ein Jahr. Irgendwann müssen wir daran denken, die Warteliste zu schließen.“ Die oft verzweifelten Patienten kämen aus ganz Rheinland-Pfalz und auch aus anderen Bundesländern.

Kein Wunder, dass sich Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) für mehr derartige Ambulanzen einsetzt: „Wir sind mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Gespräch, ob es eine Möglichkeit gibt, in jeder Großstadt eine spezielle Long-Covid-Anlaufstelle zu etablieren.“ Schließlich könnten auch andere Infektionskrankheiten Langzeitfolgen auslösen: „Das ist ja nicht nur Corona.“ Besonders nicht auskurierte grippale Infekte nennt Hoch als Beispiel. „Wir haben ja ganz viele Erkrankungen, von denen wir heute wissen, dass auch das Immunsystem beteiligt ist.“ Etwa Multiple Sklerose und Alzheimer. Für die Einrichtung einer Long-Covid-Ambulanz müssen sich laut Minister Hoch „wie in Koblenz die niedergelassenen Ärzte entscheiden.“

Konkrete Ergebnisse der 2022 begonnenen entsprechenden Gespräche gebe es aber noch nicht, heißt es im Gesundheitsministerium. Die KV betont: „Das muss von den Ärzten ausgehen.“ KV-Sprecher Stefan Holler sagt: “Wir können da keinen Zulassungsstatus vergeben.“

Die Koblenzer Pionierin Astrid Weber sieht ein Problem beim Honorar. Ein Termin mit Long- und Post-Covid-Patienten dauere oft eine Stunde, die sie mit ihrer Zusatzausbildung als Psychotherapeutin auch abrechnen könne – nicht aber etwa ein Hausarzt: "Er bekommt nur zehn Minuten honoriert. Das kann insgesamt nicht funktionieren." Dabei wünsche sie sich dringend weitere Long-Covid-Ambulanzen im Land – zur eigenen Entlastung und auch für den fachlichen Austausch.

Als Long Covid werden Symptome bezeichnet, die noch mehr als vier Wochen nach einer Infektion oder Erkrankung andauern. Von Post Covid ist die Rede bei nach mehr als zwölf Wochen noch bestehenden oder neuen Symptomen oder Gesundheitsstörungen, die anders nicht erklärt werden können.

Astrid Weber sagt an ihrem Schreibtisch: „Vieles ist hier noch unerforscht.“ Es sei ein Stochern im Nebel. In 36 Berufsjahren habe sie noch nie eine Krankheit erlebt, „bei wir so viel Wissen so schnell lernen müssen„. Der ganze Mensch in all seinen Systemen könne betroffen sein, physisch und psychisch. Möglich sei bisher eher gute Symptombekämpfung. “Es ist aber auch hilfreich für die Patienten, dass sie sich bei uns ernstgenommen fühlen“, betont die Ärztin, die nach eigenen Worten „locker 60 Stunden pro Woche“ arbeitet.

Auch mit einem dunkelblauen Handkraftmessgerät versucht sie zu Beginn und am Ende eines Termins die Leistungsfähigkeit von Patienten zu ergründen: Wie viel Unterschied gibt es dabei? Bei manchen Kranken sinkt der Wert binnen einer Stunde beträchtlich. Ann-Kristin Specht, Webers einzige permanente Mitarbeiterin, sagt: „Wir brauchen Geduld. Manche Leute schlafen auch mitten in der Testung einfach ein.“

Viele sind schwer krank. Sie leiden laut Weber etwa unter dauerhafter Erschöpfung (Fatigue), Konzentrations- und Belastungsschwäche, unterschiedlichen Schmerzen oder Atemnot. Lebenslust und Kräfte schwänden dahin. Ann-Kristin Specht sagt: „Das Durchschnittsalter bei uns liegt bei 44 Jahren. Der jüngste Patient ist 12 und der älteste 83 Jahre alt.“ Auffällig: Dreiviertel aller Besucher der Long-Covid-Ambulanz in Koblenz sind Frauen. Leiterin Astrid Weber erklärt: "Frauen haben ein anderes Immunsystem als Männer." Nebenan lässt sie derweil eine Patientin Minuten auf einer langen roten Linie mit rechten Winkeln laufen, um ihre Belastungsmöglichkeit zu testen.

Vieles bleibt rätselhaft nach drei Jahren Pandemie. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will daher Millionensummen für die Erforschung einer geeigneten Versorgung von Long-Covid-Patienten mobilisieren. Auch an der Universitätsklinik Mainz ist ein Kompetenzzentrum für das Post-Covid-Syndrom geplant. Dabei geht es der Unimedizin zufolge um eine Anlaufstelle für Betroffene mit bedarfsgerechter, interdisziplinär abgestimmter Diagnostik und individualisierter Therapieempfehlung sowie um die Entwicklung von Präventions-, Diagnostik- und Therapiekonzepten.

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