Gesundheit

MTX-Schulungsmaterial bei vielen Apothekern kaum bekannt

Für methotrexathaltige Arzneimittel gibt es seit einiger Zeit behördlich genehmigtes Schulungsmaterial. Eine Studie auf EU-Ebene hat nun untersucht, wie bekannt dieses unter Apotheker:innen ist – es scheint Nachholbedarf zu geben. In Deutschland schneiden die Pharmazeuten immerhin besser ab als in anderen Ländern.

Die tägliche statt wöchentliche Anwendung von Methotrexat (MTX) bei der Behandlung entzündlicher Autoimmunerkrankungen ist ein Medikationsfehler, vor dem behördlich genehmigtes Schulungsmaterial warnt. Und zwar bereits seit dem Jahr 2019, nachdem ein europäisches Risikobewertungsverfahren dazu abgeschlossen worden war, bei dem das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) federführend beteiligt gewesen ist. Wie das BfArM nun informiert, wurde in einer aktuellen Studie die Wirksamkeit dieser und anderer Maßnahmen untersucht. 

Dabei wurden beispielsweise „Kenntnisse der verschreibenden Personen über das Risiko einer versehentlichen Überdosierung, Kenntnisse der Apotheker hinsichtlich der neuen Sicherheitsmaßnahmen und das daraus resultierende Verhalten der beiden Gruppen ermittelt. Auch bei Patienten wurde ermittelt, welches Wissen, das zur Vermeidung dieses Medikationsfehlers beitragen soll, vorhanden ist.“ Die Studie war von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) in Auftrag gegeben worden.

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Zur Ermittlung der Kenntnisse unter Apotheker:innen wurden 1.127 Approbierte aus fünf Ländern nach dem Zufallsprinzip angeschrieben und zur Teilnahme an der Umfrage aufgefordert. 204 von ihnen stimmten zu, jedoch vervollständigten schließlich nur 150 Apotheker:innen den Fragebogen. Die Teilnahmebereitschaft war in Griechenland und Polen größer als in Frankreich, Deutschland und Schweden. Je Land wurden schließlich die Antworten von 30 Apotheker:innen ausgewertet. Die Wirksamkeit beziehungsweise der Bekanntheitsgrad der 2019 eingeleiteten Maßnahmen wurde unter Apotheker:innen anhand des Anteils der Apotheker:innen bewertet, die über die Patientenkarte und die Warnhinweise auf der MTX-Verpackung Bescheid wussten. 

Rund 40 Prozent der Apothekerinnen wissen nichts von einer MTX-Patientenkarte

Leider wusste insgesamt weniger als ein Drittel der Apotheker:innen, wo die Patientenkarte zu finden ist. Rund 42 Prozent wussten gar nicht, dass es eine Patientenkarte gibt. Zumindest schienen dabei deutsche Apotheker:innen überdurchschnittlich gut abzuschneiden: Dort wussten mehr als 50 Prozent von der Patientenkarte – in anderen Ländern waren es nur zwischen 23 und 30 Prozent. Und immerhin wussten insgesamt fast 70 Prozent von dem Warnhinweis auf der äußeren MTX-Verpackung – in Deutschland waren das sogar rund 87 Prozent.

Wie das BfArM erklärt, sollen die Studienergebnisse und sich daraus möglicherweise ergebende Sicherheitsmaßnahmen im nächsten PSUSA-Verfahren für methotrexathaltige Arzneimittel ausführlich beschrieben und diskutiert werden. PSUR sind periodische Sicherheitsberichte für Arzneimittel, welche die Arzneimittelhersteller in regelmäßigen Abständen bei den Arzneimittelbehörden vorlegen müssen. PSUSA steht für „PSUR Single Assessment“. Als PSUSA wird laut BfArM die PSUR-Bewertung durch den Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) zu Wirkstoffen/Wirkstoffkombinationen bezeichnet, die in der EURD-Liste der EMA aufgeführt werden.

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Auch wenn es also noch keine neuen Sicherheitsmaßnahmen gibt, passt der hier dargestellte Ausschnitt der Ergebnisse ins Bild, dass dem behördlich genehmigten Schulungsmaterial (auch) in Deutschland noch mehr Aufmerksamkeit zukommen könnte. Denn erst kürzlich zeigte eine andere Untersuchung von Embryotox, dass auch bei Valporat sowohl in der Arztpraxis als auch bei den Patientinnen große Wissenslücken hinsichtlich des Schulungsmaterials existieren. DAZ-Leser:innen können ihr Wissen dazu und zu MTX in der Serie „Die Blaue Hand“ auffrischen.


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