Gesundheit

Nach Berichten über Studie: Fachleuten bereitet Lambda bislang kaum Sorgen

Das eine Coronavirus gibt es längst nicht mehr – mittlerweile existieren mehrere Varianten des ursprünglichen Wildtyps. Sie werden in zwei Gruppen eingeteilt: Einige von ihnen stehen unter besonderer Beobachtung, sogenannte "Variants of Interest" (VOI). Andere werden als "Variants of Concern" (VOC) bewertet, also als besorgniserregend. VOC sind nachweislich ansteckender, schwerer zu bekämpfen oder führen zu schwereren Erkrankungen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft derzeit vier Varianten in diese Kategorie ein: Alpha, Beta, Gamma und Delta.

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Ein Schlaglicht ruht derzeit auch auf der Virusvariante Lambda, die 2020 erstmals in Peru dokumentiert worden war. Der Grund: Vor einigen Tagen hatte ein japanisches Team ein sogenanntes Pre-Print veröffentlicht, mit dem Titel "Lambda-Variante weist eine höhere Infektiosität und Immunresistenz auf". Die Studie ist bisher weder von externen Fachleuten begutachtet worden noch in einem Fachblatt erschienen. Mehrere Medien berichteten zuletzt über die Studie. 

Varianten, die für Geimpfte und Genesene gefährlich werden könnten oder die den Immunschutz stärker als bisherige Varianten abschwächen können, gelten derzeit als größte potenzielle Bedrohung in der Pandemie. Die Studie und die Berichterstattung darüber heizten Spekulationen an, ob mit Lambda nun möglicherweise eine solche Variante aufgetreten sei – Fachleute beruhigen aber.

Lambda-Variante sorgt nicht für besondere Beunruhigung unter Fachleuten

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwies beispielsweise auf eine derzeit nicht besonders starke Ausbreitung der Variante: Covid-19-Expertin Maria van Kerkhove sagte am Mittwoch: "Es geht nicht wirklich hoch, selbst in Peru nicht, wo die Variante zuerst entdeckt wurde." Nach Angaben aus Peru werde die Lambda-Variante dort von der Gamma-Variante verdrängt.

Die Daten aus Japan würden derzeit überinterpretiert, teilte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Daten zeigten, dass Lambda in Labor-Versuchen etwas ansteckender sei als das ursprüngliche Virus, aber nicht ansteckender als die Delta-Variante, die in Deutschland derzeit vorherrschend ist. Lambda könnte demnach auch dem Immunschutz "etwas entkommen, aber nicht so stark wie Delta". Insofern beunruhige ihn diese Variante anhand der aktuell vorliegenden Daten noch nicht, erklärte Watzl.

Einschränkungen der Studie

Der Immunologe teilte mit, der Begriff Immunresistenz im Titel der Arbeit sei "bezogen auf die gezeigten Daten schlicht falsch". Einschränkend müsse man auch sagen, dass für die Untersuchung keine wirklichen Lambda-Viren verwendet worden seien, sondern andere Viren, die nur das sogenannte Spike-Protein von Lambda trügen. Damit entert Sars-CoV-2 menschliche Zellen. Mehrere der neuen problematischen Varianten weisen an dieser Stelle gehäuft Erbgutveränderungen auf.

In vielen Studien wird im Labor geprüft, wie gut Antikörper gegen Varianten wirken. Solche Experimente erlauben jedoch nur bedingt Rückschlüsse auf die Schutzwirkung der Impfung im wahren Leben. Die menschliche Abwehr stützt sich auch auf sogenannte T-Zellen. Vor diesem Hintergrund bleibe wahrscheinlich selbst im Fall vermehrter Infektionen durch die Lambda-Variante der Schutz vor schweren Verläufen erhalten, sagte Christine Dahlke vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) am Mittwoch in einer Videoschalte.

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Ein US-Team hatte Anfang Juli ebenfalls in einem Pre-Print Ergebnisse vorgelegt, die darauf hindeuteten, dass die derzeit genutzten Impfstoffe auch vor Lambda schützen.

Lambda (C.37) gilt derzeit als "Variant of Interest". Die Variante wurde laut WHO mittlerweile in 40 Ländern nachgewiesen, erste Nachweise stammten von August 2020. In Deutschland ist Lambda nach Daten des Robert Koch-Instituts seit Jahresbeginn 100-mal bei Analysen gefunden worden, was einem Anteil von 0,1 Prozent entspricht. In den vergangenen Wochen wurden demnach nur noch vereinzelt Fälle festgestellt. Zeitgleich entwickelte sich Delta zur dominanten Variante in Deutschland.

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