Gesundheit

Schon vor Corona-Ausbruch: Massive Verstöße gegen Arbeitsschutz bei Firma Tönnies

Der Tönnies-Skandal ist mittlerweile rund drei Monate her, nun kommen neue, brisante Details zu dem Fall ans Licht. Interne Papiere sollen zeigen, wie gravierend die Versäumnisse in der Tönnies-Fleisch-Fabrik waren – und das schon vor dem Corona-Ausbruch.

15. Mai 2020, eine Kontrolle bei der Firma Tönnies, durchgeführt vom Arbeitsschutz der Bezirksregierung Detmold in Nordrhein-Westfalen: Die Kontrolle zeigte gravierende Mängel beim Thema Arbeitsschutzmaßnahmen auf. Laut eines Berichts des WDR-Magazins "Westpol", dem interne Papiere des Arbeitsschutzes vorliegen, heißt es im Report zur besagten Kontrolle: "Im gesamten Bereich der Schlachtung tragen die Mitarbeiter keine Mund-Nasen-Bedeckung." Kein einziger Mitarbeiter mit Maske und dazu noch verdreckte Toiletten ohne Desinfektionsmittelspender: Die internen Papiere zeigten schonungslos, wie dramatisch die Lage vor Ort gewesen sei.

Auch die Bezirksregierung gerät in die Kritik

Und die Papiere decken noch andere Versäumnisse auf, auch seitens der Behörden. Demnach sei die Firma Tönnies von Mitte März bis Mitte Mai überhaupt nicht kontrolliert worden. Erst als beim Rivalen Westfleisch das Coronavirus ausbrach, fanden auch Kontrollen bei Tönnies statt. Und als die Arbeitsschützer bei ihrer Kontrolle die erheblichen Mängel aufdeckten und Tönnies dem WDR zufolge Besserung bei den Schutzmaßnahmen versprochen hatte, vergingen zwei Wochen, bis die nächste Kontrolle seitens der Bezirksregierung stattfand. Der Sender zitiert dazu den Arbeitsschutz-Experten Stefan Sell, der die lange Zeitspanne kritisiert: "In Pandemie-Zeiten hätte man viel schneller reagieren müssen", sagte Sell dem WDR.

Als dann der Betrieb wegen des Corona-Ausbruchs stilllag, entdeckten die Kontrolleure der Bezirksregierung den Papieren zufolge weitere Gefahren. So seien Arbeitsplätze nicht vernünftig gesichert gewesen, Schutzbrillen hätten gefehlt und es habe generell zu wenig Toiletten für die Menge an Mitarbeitern gegeben. Tönnies besserte wohl nach, die Bezirksregierung geriet währenddessen in die Kritik, erst so spät nach dem Rechten gesehen zu haben. Nach Angaben des WDR rechtfertigt sich die Bezirksregierung damit, dass nur durch die vorübergehende Schließung des Tönnies-Betriebs eine umfangreiche Prüfung möglich geworden sei.

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