Gesundheit

Sébastien Haller hat einen Hodentumor – wie Hodenkrebs erkannt wird

Statt sportlicher Neuigkeiten aus dem Trainingslager der Borussia Dortmund steht heute die Krankheit von Stürmer Sébastien Haller im Vordergrund. Der 28-jährige Neuzugang musste seine Mitspieler im schweizerischen Bad Ragaz verlassen, weil bei ihm ein Tumor im Hoden entdeckt wurde. BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl sagt, dass die ganze Borussia unter Schock stehe. Häufig steckt Hodenkrebs hinter einem solchen Tumor. Erst kürzlich wurden bei zwei weiteren Profis Tumore im Hoden entdeckt: Marco Richter von Hertha BSC und Timo Baumgartl von Union Berlin. Timo Baumgartl, bei dem Hodenkrebs diagnostiziert wurde, spricht seinem Dortmunder Kollegen Mut zu. Bei Baumgartl wurde inzwischen der Tumor im Hoden erfolgreich entfernt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Hodenkrebs.

Wie häufig ist Hodenkrebs?

Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) erkranken jährlich zwischen 4100 und 4200 Männer in Deutschland an Hodenkrebs. Mit einem Anteil von 1,6 Prozent an allen Krebserkrankungen bei Männern ist Hodenkrebs eine eher seltenere Krebserkrankung. Sie trifft vor allem jüngere Männer zwischen 25 und 45 Jahren. In dieser Altersgruppe ist Hodenkrebs der häufigste bösartige Tumor bei Männern, heißt es vom RKI. Das Durchschnittsalter für eine Hodenkrebserkrankung liegt bei 38 Jahren.

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Wie entsteht Hodenkrebs?

In den Hoden gibt es verschiedene Zelltypen. Doch in etwa 90 Prozent der Fälle entstehen die bösartigen Tumore aus den Keimzellen, weshalb sie auch als Keimzelltumore bezeichnet werden, informiert die Deutsche Krebsgesellschaft. Der kleine Rest an Tumoren entsteht aus dem Stütz- und Bindegewebe des Hodens. Sie werden als nicht-germinale Tumore bezeichnet. Mediziner:innen unterscheiden Seminome und Nicht-Seminome bei den Keimzelltumoren. Ein Seminom entwickelt sich aus entarteten Stammzellen der Spermien. Nicht-Seminome werden Hodenkrebsformen genannt, die aus anderen Gewebetypen entstehen wie der Dottersacktumor oder ein Chorionkarzinom. In rund 95 Prozent der Fälle betrifft Hodenkrebs nur einen der beiden Hoden.

Welche Risikofaktoren gibt es ?

Die genauen Ursachen von Hodenkrebs sind bislang noch nicht bekannt, allerdings haben Forschende einige Risikofaktoren ausgemacht. Hodenhochstand gilt als ein gesicherter Risikofaktor. Männer, die selbst schon einmal an Hodenkrebs erkrankt waren oder bei denen engste Verwandte schon einen Tumor im Hoden hatten, haben ein erhöhtes Risiko. Auch Unfruchtbarkeit gilt als Risikofaktor. Laut RKI wird außerdem ein Geburtsgewicht unter 2500 Gramm oder über 4500 Gramm als möglicher Risikofaktor für Hodenkrebs in der Medizin diskutiert. Ob ein Mann Hodenkrebs bekommt oder nicht, kann schon im Mutterleib festgelegt werden. Hodenkrebs kann aus einer Vorstufe namens TIN (testikuläre intraepitheliale Neoplasie) entstehen. Dahinter stecken Keimzellen, die sich schon im Embryo falsch entwickeln. Als einer der Gründe wird ein Hormonungleichgewicht während der Schwangerschaft vermutet. Lebensstil und Umweltfaktoren spielen dagegen nach bisherigen Erkenntnissen keine Rolle bei der Entstehung von Hodenkrebs.

Wie ist die Prognose bei Hodenkrebs?

Wie bei anderen Krebsarten auch sind die Heilungschancen umso besser, je früher der Krebs erkannt wird. Im Frühstadium wird Hodenkrebs fast immer geheilt, doch auch in fortgeschrittenen Stadien gibt es gute Heilungschancen. "96 Prozent der erkrankten Männer werden wieder gesund und können ihrer Arbeit nachgehen. Tumore der Hoden sind daher eine außerordentlich seltene Todesursache", heißt es bei der Deutschen Krebsgesellschaft.

Welche Symptome weisen auf einen bösartigen Tumor hin?

Handelt es sich um kleinere Hodentumore haben Erkrankte meist keine Beschwerden. Am häufigsten tritt bei Hodenkrebs eine schmerzlose Verhärtung im Hodensack auf. Dabei fühlt sich die Oberfläche des Hodens höckerig oder knotig an. Auch ein vergrößerter Hoden kann auf einen Tumor hinweisen. Sie kann durch den Tumor selbst entstehen oder eine Ansammlung aus Wasser. Bei einigen Betroffenen geht mit dem vergrößerten Hoden ein Ziehen einher. In seltenen Fällen deuten auch Schmerzen im Bereich des Hodens auf Krebs hin.

Was können Männer zur Vorsorge tun?

Die Gesellschaft für Urologie empfiehlt Jungen und Männern zwischen 14 und 45 Jahren, die Hoden einmal im Monat selbst abzutasten. Die Hoden sollten am besten im Stehen unter der warmen Dusche oder nach einem warmen Bad abgetastet werden. Der Grund: Die Haut des Hodensacks ist so entspannt und die Hoden gut zu fühlen. Männer sollten dabei auf Verhärtungen oder Größenveränderungen achten. Stellt man eine Verhärtung fest, sollte man die beiden Hoden vergleichen – Unterschiede und Veränderungen lassen sich meist besser im Vergleich erkennen. 

Hoden abtasten in drei Schritten:

Ab einem Alter von 45 Jahren wird zur Krebsvorsorge eine körperliche Untersuchung mit Abtasten von Leistenregion, Penis, Hoden und Prostata jährlich empfohlen. Bei familiärer Belastung mit Prostatakrebs sollte man schon mit 40 Jahren damit beginnen. Weitere Informationen zur Hodenkrebsvorsorge finden Sie auf "Hodencheck.de".

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Wie wird Hodenkrebs behandelt?

In den meisten Fällen ist eine Operation der erste Behandlungsschritt, bei dem der Tumor entfernt wird. Um das gesamte bösartige Gewebe zu entfernen, muss in den meisten Fällen der komplette, erkrankte Hoden entfernt werden. Die weitere Therapie hängt von der Art des Hodentumors ab und wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Oft wird eine Bestrahlung oder Chemotherapie angeschlossen.

Wie wirkt sich Hodenkrebs auf die Fruchtbarkeit aus?

Bei den meisten Betroffenen muss nur der krebsbefallene Hoden operativ entfernt werden. Der verbleibende Hoden ist in der Regel ausreichend, um sexuelles Verlangen und Fruchtbarkeit aufrechtzuerhalten. Unter Umständen kann die Samenproduktion nach der Erkrankung beeinträchtigt sein. Es gibt auch Fälle, bei denen Männer schon vor dem Hodenkrebs eine beeinträchtigte Spermienproduktion haben.

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