Gesundheit

Stiko-Chef erklärt Ende der Pandemie – was hinter der Aussage steckt

Stiko-Chef Thomas Mertens sagt, die Pandemie sei vorbei – nur um dann wieder zurückzurudern. Auch die Weltgesundheitsorganisation ist anderer Auffassung. Der Wirbel um die Aussage und eine Einordnung.

Der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko) Thomas Mertens sorgte mit einer Aussage erneut für Aufregung. Im Interview mit dem „ Bayerischen Rundfunk “ erklärte der Stiko-Chef überraschend, das Coronavirus sei mittlerweile endemisch. Die Pandemie halte er damit für beendet. Auch wenn das Coronavirus selbst bleibe – wohl noch über Generationen.

Als „Welt“-Journalist Tim Röhn den BR-Artikel mit einem überraschenden „Oh“ auf Twitter teilte, reagierte der Stiko-Chef dann offenbar umgehend – und ruderte zurück. Zwei Stunden später postete Röhn dann nämlich, ebenfalls auf Twitter: „Der Stiko-Chef schreibt mir, er habe die Pandemie gar nicht für beendet erklärt“, dazu teilte er einen Ausschnitt der Mail.

 

 

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Stiko-Chef ruderte zurück

Mertens erklärt darin: „Die Schwere der Erkrankung gehört eigentlich nicht zur Definition von Pandemie.“ So seien mittlerweile sehr viele Menschen in Deutschland mit dem Virus in Kontakt gekommen und hätten gewissermaßen die zuvor fehlende „Basisimmunität“ entwickelt.

Es sei „bis zu einem gewissen Grad eine Frage der Definition wie lange man von Pandemie und ab wann von endemischer Virusinfektion spricht.“ Abschließend verweist der Virologe in seiner Erklärung auf die WHO und dass diese sich sicher bald zum vermeintlichen Ende der Pandemie äußern werde.

WHO hält an Pandemie-Einstufung fest

Doch noch ist es nicht soweit. Zwar sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus bereits im September, ein Ende sei „in Sicht“, doch die WHO hält auch im Oktober noch an ihrer Pandemie-Einstufung fest.

Tatsächlich ist es so: Die WHO, die den Vereinten Nationen angehört, hat im März 2020 den Ausbruch der neuartigen Infektionskrankheit Sars-CoV-2 zur Pandemie erklärt und nur sie kann sie damit auch wieder beenden. Allerdings: Die Mitgliedstaaten dürfen ihre Empfehlungen nach eigenem Ermessen der Lage anpassen. Und tatsächlich, US-Präsident Joe Biden sagte Ende September: „Die Pandemie ist vorbei.“

Ist die Pandemie nun vorbei oder nicht?

Tatsächlich ist es wohl Auslegungssache – politisch, gesellschaftlich und medizinisch. Die RKI definiert Epidemie und Pandemie wie folgt:

Pandemie oder Endemie?

  • Endemie: Laut RKI ist damit ein ständiges und zeitlich unbegrenztes Vorkommen einer Krankheit oder eines Erregers gemeint. Dieser konzentriert sich auf ein bestimmtes Gebiet oder innerhalb einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Eine Endemie ist nicht vollkommen gleichmäßig: Manchmal kann eine Häufung von Infektionen bei besonders anfälligen Patientinnen und Patienten zu einer Verdichtung an Infektionswellen führen.
  • Pandemie: Hier handelt es sich dagegen um eine neue, aber zeitlich begrenzt in Erscheinung tretende Ausbreitung einer Infektionskrankheit. Das zentrale Kriterium dabei: Die weltweite Ausbreitung mit hohen Erkrankungszahlen und meist auch mit schweren Krankheitsverläufen. Kommt es zu andauernden Infektionen zwischen Menschen in großer Zahl, kann die WHO eine Pandemie deklarieren.

In der Realität ist der Schritt zwischen Pandemie und Endemie allerdings häufig nicht ganz klar. Das zeigt sich auch an den Einschätzungen der Top-Virologen:

  • „Damit ist die Pandemie eigentlich vorbei, und Covid-19 ist eine schwere Atemwegserkrankung wie Influenza“, sagte Christoph Spinner, Infektiologe und Pandemiebeauftragter am Uniklinikum Rechts der Isar in München, kürzlich der „Welt“.
  • Virologe Alexander Kekulé sieht das Auftreten vieler Omikron-Untervarianten als ein Zeichen, dass „die Pandemie in eine neue, für den Menschen weniger gefährliche Phase eingetreten ist“, wie er kürzlich in seiner Kolumne bei FOCUS online schrieb .

Beide sehen aber bislang davon ab, von einem wirklichen „Ende der Pandemie“ zu sprechen. Und noch einer hält weiter mahnend den Zeigefinger in die Luft: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Der sagte kürzlich sogar: „Die Covid-Pandemie kommt zurück.“ Zwar sei sie nie wirklich weg gewesen, doch im Hinblick auf steigende Infektions- und Todeszahlen sowie der Belastung von Kliniken sei die Richtung, in die wir unterwegs seien, „keine gute“.

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