In ganz Deutschland streiken am Mittwoch viele Apotheken. Sie fordern eine Anhebung des Honorars für verschreibungspflichtige Medikamente. Wie bisher könne es nicht weitergehen, mahnt ein Apotheken-Inhaber und berichtet vom drohenden finanziellen Ruin.
Am heutigen Tag stehen viele Kunden vor verschlossenen Apotheken-Türen. Der Grund: Ein Großteil der rund 18.000 Pharmazien in Deutschland streikt, da die Apothekerverbände mehr Geld fordern. Sie setzen sich vor allem für mehr Honorar für verschreibungspflichtige Arzneimittel ein. Für diese ist per Gesetz eine Preisbindung vorgesehen. Dadurch können die Apotheken die Mehrkosten, die sie angesichts der Inflation und der gestiegenen Energiepreisen haben, nicht an ihre Kunden weitergeben.
Nach Vorstellungen der Apotheker muss das Honorar künftig jedoch von 8,35 Euro auf 12 Euro pro Packung steigen. Die Anhebung ist laut Apotheker Björn Schittenhelm bitter nötig: „Bei einem Kassenrezept legen wir im Schnitt 27 Cent drauf! Bei uns brennt die Hütte“, sagt der Inhaber von drei Apotheken in Baden-Württemberg im Gespräch mit „Bild“.
Baden-württembergischer Apotheke bleiben im Monat nur zwei Prozent vom Umsatz
Schließlich würde Apotheker Schittenhelm am Ende des Monats nach Abzug der Löhne für seine 80 Angestellten, der Miete und der Energiekosten nur zwei Prozent vom Umsatz bleiben. Diese belaufen sich im Fall von Schittenhelms Geschäften auf 3000 bis 4000 Euro netto. Davon muss der Fachapotheker jedoch noch Kredite abzahlen und Investitionen für die Pharmazie tätigen.
Für den 39-Jährigen, der jede Woche 60 bis 80 Stunden arbeitet, fällt am Ende wenig ab – manchmal sogar überhaupt nichts. „Also die ersten sechs Monate dieses Jahres habe ich für null Euro gearbeitet“, sagt Schittenhelm. Nur dank der Rücklagen, die er sich wegen der guten Umsätze während der Corona-Pandemie schaffen konnte, sei er über die Runden gekommen.
Apotheker will nicht in der Pharma-Industrie arbeiten: „Bin mit Herz und Seele Apotheker“
In die Industrie zu wechseln, kann sich der Apotheker jedoch nicht vorstellen – obwohl er dort viel mehr verdienen würde. „Ich bin mit Herz und Seele Apotheker“, sagt Schittenhelm, der seinen Beruf als den schönsten Job der Welt bezeichnet. „Ich lege mich lieber mit Herrn Lauterbach an, als aufzuhören.“
Doch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) lässt sich vorerst auf keine Streitereien ein. Wie er im Gespräch mit „Bild am Sonntag“ erklärte, werde es zunächst keine Honorar-Erhöhung geben. Als Grund nannte er die finanziellen Probleme der Krankenkassen und den Umstand, dass Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) aktuell die Mittel kürze. Deswegen sei für eine Anhebung des Honorars „im Moment kein Raum“, so Lauterbach.
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