Gesundheit

Wegen Coronavirus: Medikamenten-Versorgung in Deutschland gefährdet

Durch die Coronavirus-Krise in China könnte es in Deutschland vermehrt zu Lieferengpässen bei Medikamenten kommen, befürchten Experten. Und damit die Arznei-Versorgung hierzulande gefährden.

Denn bei Medikamenten ist Deutschland abhängig von Asien, vor allem von China: Zahlreiche Arzneimittel werden dort produziert, daher sind die Apotheker hier auf eine möglichst problemlose Lieferkette angewiesen.

Apotheker schlagen schon länger Alarm

Kommt es dort – aus welchen Gründen auch immer – zu Lieferschwierigkeiten, hat dies enorme Auswirkungen auf die Arznei-Versorgung hierzulande. Im schlimmsten Fall bleiben die Fächer für die betroffenen Medikamente in deutschen Apotheken leer.

Das gilt als eine Ursache für die Lieferengpässe bei zahlreichen Medikamenten – wegen dieses Problems schlagen Apotheker bereits seit langem Alarm.

Doch jetzt könnte sich die Lage durch das in China grassierende Coronavirus noch weiter verschärfen, befürchten Experten.

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Auch in Wuhan gibt es Pharma-Fabriken

Denn auch in der von dem neuen Virus besonders stark betroffenen Stadt Wuhan werden Wirkstoffe für Arzneimittel hergestellt – konkret gehe es um 19 Wirkstoffe, 17 davon seien versorgungsrelevant, berichtet der "Spiegel" und bezieht sich auf eine Recherche des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Nach dem Ausbruch des Coronavirus könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Produktion in der Region wegen Quarantäne oder Zwangsferien beeinträchtigt werde und es in der Folge zu Lieferengpässen bei Arzneimitteln kommen könne, heißt es laut "Spiegel" in einer internen Nachricht des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie.

"So viele Lieferengpässe gab es lange nicht"

Schon jetzt werden einige Medikamente in Deutschland knapp: Exakt 257 Arzneimittel listet das "Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ (BfArM) aktuell in seiner Datenbank auf. All diese Pharma-Produkte sind schwer und nicht binnen zwei Wochen zu bekommen. Teilweise müssen Patienten monatelang darauf warten.

"So viele Lieferengpässe gab es lange nicht", sagte Mathias Arnold, Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) jetzt dem "Diabetes Ratgeber".

Auch er sieht eine Ursache des Problems in der "Zentralisierung der Produktion" in Fernost, wo die Wirkstoffe preiswert hergestellt werden.

Die ganze Welt kaufe bei einigen wenigen Herstellern. "Kommt es zu einem Ausfall von Produktionsanlagen oder zu Qualitätsproblemen, entstehen weltweit ganz schnell Engpässe", so Arnold.

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Wie sehr Deutschland bei bestimmten Medikamenten von China abhängig ist, zeigt beispielhaft ein Fall aus dem Jahr 2016: Damals kam es zu einer Explosion in einer Pharma-Fabrik, die einen Großteil des wichtigen Antibiotika-Wirkstoffs Piperacillin/Tazobactam produziert.

Nach der Explosion wurde weltweit dieses nach Einschätzung von Infektiologen "untenbehrliche Medikament" knapp. Es wird bei schweren Infektionen, vor allem bei Krankenhausinfektionen eingesetzt.

Zahlreiche Kliniken in Deutschland waren damals gezwungen, Notfallpläne zu erstellen, um wenigstens die schwersten Fälle mit dem knappen Medikament behandeln zu können.

Damit es in Zukunft nicht wieder soweit kommt, verlangen jetzt die Gesundheitsminister einiger Bundesländer drastische Maßnahmen: Sie fordern, Teile der Arzneimittelproduktion wieder nach Europa und Deutschland zu verlagern. Das geht aus einer Umfrage der "Welt am Sonntag" unter den Gesundheitsministern der Länder hervor. Auch in den Bundestagsfraktionen stößt dieser Vorstoß der Zeitung zufolge auf Zustimmung.

„Ich fordere von der Bundesregierung rasche Schritte für eine verstärkte Arzneimittelproduktion in Deutschland und der Europäischen Union", sagte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) dem Blatt.

Deutschland galt mal als "Apotheke der Welt"

Huml: "Es ist wichtig, schnell etwas gegen die wachsende Abhängigkeit von außereuropäischen Ländern bei lebenswichtigen Arzneimitteln zu unternehmen."

Käme es dazu, könnte Deutschland an eine langjährige Tradition anknüpfen: Jahrzehntelang genoss die hiesige Pharmabranche einen sehr guten Ruf als "Apotheke der Welt".

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