Gesundheit

Wer sich erneut mit Corona infiziert, verdoppelt sein Sterberisiko

Corona hat seinen Schrecken verloren. Einige Bundesländer heben sogar die Isolationspflicht auf. Dennoch ist Corona trotz häufig mildem Verlauf keine harmlose Erkältung. Eine Studie zeigt, dass sich mit jeder erneuten Corona-Infektion das Risiko für Hospitalisierung, Tod und Folgeschäden deutlich erhöht.

Kaum zu glauben, es ist Winter und die Corona-Zahlen sind so niedrig, wie schon lange nicht mehr. So liegt die bundesweite Inzidenz gerade mal bei knapp über 179 Fällen. Immer mehr Maßnahmen werden abgeschafft, einige Bundesländer heben sogar die Isolationspflicht auf. Corona, so scheint es, interessiert keinen mehr – die Angst vor dem Erreger ist verschwunden.  

Dennoch sollten wir das Virus nicht verharmlosen. Gerade eine Erstinfektion kann zu Folgeschäden an Organen und sogar zum Tod führen – vor allem wenn die Personen ungeimpft sind und zur Risikogruppe gehören. Auch die Gefahr an Long-Covid zu erkranken besteht – selbst nach einer milden oder asymptomatischen Corona-Infektion.

Studie mit Millionen von Gesundheitsdaten

Was passiert aber, wenn Menschen sich nach einer durchgemachten Corona-Infektion später ein zweites oder sogar ein drittes Mal mit Corona infizieren? Wie hoch ist dann das Risiko für einen schweren Verlauf, für Hospitalisierung und für Folgeschäden? Dazu gab es bisher wenig Erkenntnisse.

Um herauszufinden, ob eine Reinfektion das Gesundheitsrisiko noch weiter erhöht, haben Forscher der Washington University School of Medicine in St. Louis die medizinischen Daten von US-Veteranen von März 2020 bis April 2022 durchforstet und sie in drei verschiedene Gruppen eingeteilt:

  • 5.334.729 hatte keine Infektion durchgemacht.
  • 443.558 waren einmal mit Sars-CoV-2 infiziert.
  • 40.947 darunter waren zweimal oder noch häufiger infiziert.

Anhand statistischer Modellierungen berechneten die Forscher dann das Gesundheitsrisiko durch mehrfache Infektionen. Dabei wurden auch die unterschiedlichen Varianten wie Delta sowie die Omikron-Variante BA.5 berücksichtigt.

Sterberisiko verdoppelt, Hospitalisierungsrisiko verdreifacht sich mit Reinfektion

Anhand dieser Studie, über die sie im Fachmagazin „Nature“ berichteten, konnten die Forscher dann feststellen:

  • Menschen, die sich ein zweites Mal mit Sars-CoV-2 infiziert haben, verstarben doppelt so häufig.
  • Das Risiko, durch eine Reinfektion ins Krankenhaus zu müssen, verdreifachte sich sogar gegenüber Menschen, die nur einmal mit Corona infiziert waren.

Auch das Risiko für Folgeerkrankungen stieg deutlich an: Betroffene entwickelten nach einer erneuten Infektion mit Corona

  • dreieinhalb Mal häufiger Lungenprobleme,
  • drei Mal häufiger Herzerkrankungen,
  • 1,6 Mal häufiger Erkrankungen der Muskeln und der Knochen,
  • und 1,6 Mal häufiger neurologische und psychischen Erkrankungen

als Menschen, die nur einmal infiziert waren. Das gelte laut Studie sowohl für Ungeimpfte also auch für die Geimpften.

Risiken in der akuten Corona-Infektionsphase am höchsten

Diese Risiken seien also unabhängig vom Impfstatus „offensichtlich“ gewesen, heißt es in der Studie. Auch seien diese Gesundheitsgefahren in der akuten Infektionsphase am höchsten und blieben bis zu sechs Monate nach der Infektion bestehen.

Durch den Vergleich der Gruppen konnten die Wissenschaftler außerdem sehen, dass diese Risiken offenbar mit jeder weiteren Reinfektion stiegen.

Forscher mahnt: Reinfektionen unbedingt vermeiden

Für die Studienautoren sind die Ergebnisse daher klar: „Unsere Forschung hat eindeutig gezeigt, dass eine zweite, dritte oder vierte Infektion zu zusätzlichen Gesundheitsrisiken in der akuten Phase, das heißt in den ersten 30 Tagen nach der Infektion, und in den Monaten danach, beiträgt“, erläutert der leitende Autor Ziyad Al-Aly, ein klinischer Epidemiologe, in einer Pressemitteilung.

Er warnt daher ausdrücklich vor einer zunehmenden Sorglosigkeit im Umgang mit Sars-CoV-2: „In den letzten Monaten herrschte bei Menschen, die Covid-19 oder ihre Impfungen und Auffrischungsimpfungen erhalten haben, und insbesondere bei Menschen, die eine Infektion hatten und auch geimpft wurden, ein Hauch von Unbesiegbarkeit“, kritisiert er. Vor allem weil oft von einer Superimmunität die Rede gewesen sei, wenn jemand über eine Impfung plus einer natürlichen Infektion verfügte.

Für den Forscher ist daher klar, dass man Reinfektionen nicht riskieren und auf die leichte Schulter nehmen sollte. Seine dringende Botschaft daher: „Wer schon zwei Infektionen hatte, sollte eine dritte vermeiden“, warnt Al-Aly. „Und wenn Sie drei Infektionen hatten, vermeiden Sie am besten die vierte.“

Maßnahmen, um Corona-Reinfektionen zu verhindern

Aus diesen Ergebnissen ließe sich darüber hinaus ableiten, dass wieder mehr Maßnahmen ergriffen werden sollten, die Reinfektionen verhindern. Dazu gehöre das Masketragen genauso wie der Umstand, dass Kranke daheim blieben. „Zu Beginn der Wintersaison sollten sich die Menschen der Risiken bewusst sein und Wachsamkeit üben, um ihr Risiko einer Ansteckung oder erneuten Ansteckung mit Sars-CoV-2 zu verringern“, mahnt Al-Aly.

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