Gesundheit

Womit soll man sich 2022/23 gegen Influenza impfen?

Vaxigrip Tetra, Efluelda, Supemtek – welche Grippeimpfstoffe gibt es in der bevorstehenden Influenzasaison 2022/23? Und welcher Impfstoff eignet sich für wen: Kinder, Schwangere, ältere Menschen? DAZ.online gibt einen Überblick.

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat für die bevorstehende Grippesaison 2022/23 bereits 22 Millionen Grippeimpfstoffdosen freigegeben (Stand: 11.09.2022). Einer eifrigen Impfwelle gegen Grippe dürfte damit (vorerst) nichts im Wege stehen. Die große Frage: Womit lässt man sich am besten impfen? 

Seit einigen Jahren bereichern neben konventionellen Grippeimpfstoffen – vierfacher Schutz vor je zwei Influenza-A- und -B-Stämmen, standarddosiert und in Hühnereiern produziert – auch zunehmend innovative Influenzavakzinen den Grippeimpfstoffmarkt. Wie unterscheiden sich die einzelnen Impfstoffe und welcher Grippeschutz eignet sich für wen – Kinder, Schwangere oder ältere Menschen? Wann ist die nasale Impfung eine Option? DAZ.online gibt einen Überblick.

Risikogruppe: ältere Menschen ab 60 Jahren

Ältere Menschen ab 60 Jahren zählen zur Risikogruppe bei Influenza: Sie erkranken häufiger schwer an Grippe und versterben als jüngere Erkrankte, weswegen die STIKO allen ab 60-Jährigen zum standardmäßigen Grippeschutz rät. Die Krux: Das Immunsystem älterer Menschen reagiert träger auf Impfungen. Grippeschutzimpfungen, die ohnehin nicht in jeder Saison zuverlässig hocheffizient schützen, wirken bei Älteren in der Regel weniger gut. 

Dieses Problem adressieren manche Hersteller – Sanofi Pasteur und Seqirus – mit innovativen Grippeimpfstoffen, die sich speziell für Ältere eignen und deren Immunantwort im Besonderen stimulieren sollen. Zugelassen sind derzeit zwei Senioren-Grippeimpfstoffe: Efluelda® (Sanofi Pasteur) für ab 60-Jährige und Fluad® Tetra (Seqirus) ab einem Alter von 65 Jahren. Dabei handelt es sich bei Efluelda® um einen Hochdosis-Influenza-Impfstoff, bei dem Sanofi Pasteur auf die vierfache Antigenmenge (60 µg statt 15 µg wie in standarddosierten) setzt, Seqirus verstärkt die Impfwirkung hingegen durch Adjuvantierung.

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Nicht nur Efluelda darf ab 60 Jahren geimpft werden

Die STIKO rät seit dem Epidemiologischen Bulletin 1|2021 älteren Menschen ab 60 Jahren zum standardmäßigen Grippeschutz mit einem Hochdosisgrippeimpfstoff – sprich: Efluelda® –, da Efluelda® derzeit die einzige zugelassene Hochdosis-Influenza-Vakzine auf dem Markt ist. 

Zunächst sah es dann danach aus, dass ältere Menschen bei Nichtverfügbarkeit von Efluelda® – zum Beispiel bei Lieferengpässen – leer ausgehen müssten und überhaupt keine Grippeimpfung zulasten der GKV erhalten dürften. Mittlerweile ist die Schutzimpfungs-Richtlinie angepasst, die die prioritäre Empfehlung der STIKO zum Hochdosisimpfstoff für ältere Menschen betont, jedoch bei Nichtverfügbarkeit von Efluelda® auch alternative Impfstoffe gleichrangig erlaubt: „inaktivierte, quadrivalente Influenza-Impfstoffe (Zellkultur-basierte, Splitvirus-, Subunit-, rekombinante und adjuvantierte Impfstoff)“. Nach Angaben von Sanofi ist man bei Efluelda® vollumfänglich lieferbar. 

Bis die geänderte Schutzimpfungs-Richtlinie am 1. April 2023 in Kraft tritt, hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) für diese Übergangsfrist eine Lösung in Form der „Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen Influenza und Masern“ für die Grippeimpfstoffversorgung (und -erstattung) gefunden. Diese galt zunächst bis zum 31. März 2022, wurde aber vom BMG jüngst bis zum 31. März 2023 verlängert. 

Welche konventionellen Grippeimpfstoffe gibt es?

Dem PEI zufolge dürfen wir 2022/23 zudem mit Afluria® (Seqirus), Influsplit Tetra (GlaxoSmithKline), Influvac Tetra (Viatris), Vaxigrip Tetra® (Sanofi Pasteur) und Xanaflu Tetra (Viatris) rechnen. All diesen Grippeimpfstoffen ist gemein: Sie schützen vor den vier von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grippestämmen, sind standarddosiert und werden in Hühnereiern hergestellt. 

Aber es gibt auch Unterschiede bei den Grippeimpfstoffen: Afluria® darf erst bei ab 18-Jährigen geimpft werden. Mit Influsplit Tetra, Influvac Tetra, Vaxigrip Tetra® sowie Xanaflu Tetra kann man dagegen bereits Babys ab einem Alter von sechs Monaten vor Grippe schützen. Und was ist mit Säuglingen, die jünger als sechs Monate sind? Für die ganz Kleinen bietet Sanofi Pasteur mit Vaxigrip Tetra® eine Option – als zugelassener passiver Impfstoff (durch Impfung der werdenden Mutter).

Vaxigrip Tetra für Schwangere und zum Schutz von Babys

Als einziger Grippeimpfstoffhersteller hat Sanofi Pasteur seit 2019 eine ausdrückliche Zulassung für Vaxigrip Tetra® zur Grippeimpfung von Schwangeren und zur passiven Immunisierung von Säuglingen ab der Geburt bis zum Alter von sechs Monaten. 

Allerdings: Auch vor 2019 und expliziter Zulassung von Vaxigrip Tetra® in dieser Indikation empfahl die Ständige Impfkommission (STIKO) bereits (seit 2010), dass sich Schwangere gegen Grippe impfen lassen sollen: „Da es sich bei den in Deutschland zugelassenen Influenzaimpfstoffen für Erwachsene um Totimpfstoffe handelt, ist eine Impfung generell in jedem Stadium der Schwangerschaft unbedenklich“, erklärt das Robert Koch-Institut hierzu. Und somit informiert unter anderem die Fachinformation von Influvac Tetra, dass „inaktivierte Grippeimpfstoffe … während der gesamten Schwangerschaft angewendet werden“ können. 

Was also tun? Sollten Schwangere sich nur noch mit Vaxigrip Tetra® vor Influenza schützen? Weder STIKO noch PEI sprechen bei dieser Frage Präferenzen aus. Die STIKO empfiehlt lediglich eine generelle Grippeimpfung für Schwangere – in der Regel (gesunde Schwangere) ab dem zweiten Trimenon –, jedoch keinen speziellen Impfstoff, wie die Ständige Impfkommission es beispielsweise beim Grippeschutz Älterer mit der hochdosierten Vakzine (Efluelda®) tut. Dennoch bleibt die Tatsache: Allein Sanofi Pasteur hat bislang Daten vorgelegt, die eine Zulassungserweiterung von Vaxigrip Tetra® für Schwangere rechtfertigen.

Grippeimpfung von Schwangeren – wann und warum?

Seit 2010 rät die STIKO zur Grippeimpfung von gesunden Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel. Grund ist, dass Influenzaerkrankungen bei schwangeren Frauen aufgrund von immunologischen und physiologischen Veränderungen durch die Schwangerschaft komplikationsträchtiger sind. Zzum einen machen sie Schwangere laut RKI „empfänglicher“ für eine Infektion, zum anderen „begünstigen“ sie schwere Krankheitsverläufe. 

Hinter der Empfehlung „erst“ ab dem zweiten Trimenon (gesunde Schwangere) stecken keine Sicherheitsbedenken der Ständigen Impfkommission. Die STIKO will damit lediglich verhindern, dass die im ersten Schwangerschaftsdrittel häufiger auftretenden Spontanaborte fälschlicherweise mit der Impfung in Verbindung gebracht werden, denn eine Impfung sei „in jedem Stadium der Schwangerschaft unbedenklich“, erklärt das RKI. Ist die Schwangere vorerkrankt, rät die STIKO zum Grippeschutz bereits im ersten Trimenon.

Die zellkulturbasierten Impfstoffe: Flucelvax Tetra und Supemtek

Zu den innovativen Grippeimpfstoffen gehören auch Flucelvax® Tetra (Seqirus) und Supemtek (Sanofi Pasteur): Beides sind in Zellkulturen hergestellte Grippeimpfstoffe, wobei Seqirus bei Flucelvax® Tetra mit Säugetierzellen (MDCK-Zellen: Madin Darby Canine Kidney) arbeitet, Sanofi Pasteur bei Supemtek mit Insektenzellen.

Der nasale Lebendimpfstoff für Kinder

Eine Sonderstellung unter den Grippeimpfstoffen nimmt auch Fluenz® Tetra von AstraZeneca ein: Fluenz® Tetra ist der einzig zugelassene Lebendimpfstoff (LAIV, Live attenuated Influenza Vaccine), der zudem als Nasenspray appliziert wird. Zugelassen ist die Vakzine bei Kindern und Jugendlichen im Alter von zwei bis 17 Jahren. 

Das Problem bei Lebendimpfstoffen: Sie sind bei immungeschwächten Menschen – aufgrund von Erkrankungen oder Therapien – kontraindiziert. Gerade aber vorerkrankten Kindern rät die STIKO zum Grippeschutz, während sie bei gesunden Kindern eine jährliche, standardmäßige Grippeschutzimpfung nicht empfiehlt. 

Auch spricht sich die STIKO bei Kindern, die geimpft werden sollen, nicht prioritär für ein Impfprinzip – Lebend- oder Totimpfstoff – bei Grippe aus: Lebend- oder Totimpfstoffe könnten bei Kindern „unter Berücksichtigung möglicher Kontraindikationen gleichermaßen angewendet werden“. Bei einer Spritzenphobie des Kindes oder bei Gerinnungsstörungen sollte jedoch präferenziell der nasale Lebendimpfstoff verwendet werden, erklärt das RKI.

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