Nach einer kleinen Verschnaufpause wird am Wochenende noch einmal heiße Luft aus der Sahara nach Deutschland gepustet. Vor allem im Süden und Westen wird laut Deutschem Wetterdienst wieder an der 40-Grad-Marke gekratzt. Es stehen also wieder einige heiße Nächte an. stern hat mit Professor Martin Scherer, Direktor der Poliklinik für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf, unter anderem darüber gesprochen, was Temperaturen von 25 Grad und mehr im Schlafzimmer mit uns machen.
Herr Professor Scherer, viele Deutsche schlafen wegen der tropischen Nächte zurzeit schlecht. Gehört dieses Phänomen in die Kategorie Schlafstörung?
Ich würde es in die Schublade ‚nicht erholsamer Schlaf‘ stecken. Wenn man morgens total gerädert aufwacht, dann ist immer die Frage, woran lag es. Waren es Sorgen im Alltag, war es die Hitze, lag man nachts länger wach. Das sollte man zunächst mal versuchen, herauszufinden.
Es geistern viele Zahlen durch die sozialen Medien, wie warm oder kalt es in einem Schlafzimmer sein sollte, damit man erholsam schläft. Haben Sie einen Tipp?
Zunächst einmal muss man sagen, dass es keine einheitliche Schlaftemperatur gibt. Dafür sind die Gewohnheiten der Menschen einfach zu unterschiedlich. Sagen wir es mal so: Sie sollte als angenehm empfunden werden. Man könnte deshalb auch von einer individuellen Wohfühltemperatur sprechen. In der Regel pendelt die um 20 Grad Celsius herum.
Wie wirken sich Nachttemperaturen von 25 Grad und mehr, ganz konkret auf den Schlaf aus?
Der Schlaf ist insgesamt unruhiger, was daran liegt, dass der Kreislauf bei höheren Temperaturen deutlich mehr arbeiten muss. Denn er versucht, die Körperkerntemperatur stabil zu halten. Bei einer warmen Umgebung weiten sich zunächst mal die peripheren Gefäße. Dazu kommt das Schwitzen, eine Art Klimaanlage für den Körper. Das alles ist sehr kreislauf-intensiv und trägt nicht unbedingt zu einem erholsamen Schlaf bei. Dann kommt vielleicht noch ein unangenehmer Luftzug dazu, viele bekommen aufgrund des Schwitzens nachts Durst. Das alles ist eine Veränderung der Gewohnheiten. Mit anderen Worten: Temperaturschwankungen bedeuten für den ganzen Körper eine gewisse Umstellung, die sich auch auf den Schlaf auswirkt.
Was raten Sie Menschen, die mit diesen Temperaturen vor allem nachts gar nicht zurechtkommen?
Ich empfehle, von Zeit zu Zeit eine Dusche zu nehmen. Nicht nur abends vor dem Schlafen gehen – auch tagsüber. Stellen Sie sich kurz unter die Dusche, wenn es Ihnen zu heiß wird. Dann hält man es wieder eine Stunde aus. Das Wasser sollte kühlen, aber noch als angenehm empfunden werden. Damit entlastet man den Kreislauf, schwitzt weniger und verliert entsprechend weniger Flüssigkeit.
Wie kann man sonst noch ein angenehmes Schlafklima herstellen?
Fenster auf! Morgens und abends richtig lüften. Wenn vorhanden auch die Klimaanlage oder einen Ventilator nutzen, um die Raumtemperatur zu senken. In Ländern, die häufiger mit Hitze zu tun haben, werden die Fenster tagsüber geschlossen und die Räume abgedunkelt. Hilfreich ist auch, das Federbett aus dem Bettbezug rauszunehmen und sich nur mit dem Laken zuzudecken.
Wie gehen eigentlich Menschen mit nächtlicher Hitze um, die beinahe täglich mit derart hohen Temperaturen konfrontiert werden?
Sie decken sich nur mit einem Laken zu. Wo es möglich und die Leute es sich leisten können, laufen die Klimaanlagen auf Hochtouren. Außerdem sind sie adaptiert. Sie kennen es nicht anders und haben eine ganz andere Hitzetoleranz entwickelt. Was man auch sehr häufig sieht ist, dass sie sich permanent Luft zufächeln. Das ist ja bei uns eher unüblich.
Was soll das bringen?
Die Luft zirkuliert. Durch die Verwirbelungen wird die Hitzeisolationsschicht, also die warme Luft unmittelbar auf Haut, für einen Moment weggepustet. Deshalb empfindet man diese Verwirbelungen als angenehm.
Zurück nach Deutschland. Die Hitze treibt Eltern auch aus anderen Gründen die Schweißperlen auf die Stirn. Was zieht man Säuglingen und kleinen Kindern in tropischen Nächten an?
Viele neigen dazu, die Babys zu warm anzuziehen. Leichte und luftige Sachen reichen vollkommen aus. Zudem sollte man beobachten, ob das Kind schwitzt. Manche Kinder schwitzen sehr stark und die Kissen sind klitschnass. Das kann ein Zeichen dafür sein, dass es im Schlafzimmer zu warm ist. Wenn man die Möglichkeit hat, legt man die Kinder vielleicht in ein kühleres Zimmer statt sie unterm Dach schlafen zu lassen.
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