Beifuß-Extrakte wirken gegen das neue Coronavirus
Der Einjährige Beifuß (Artemisia annua) gilt seit langem als natürliches Heilmittel, das unter anderem gegen Malaria eingesetzt wird. Forschende berichten nun, dass die Pflanze auch im Kampf gegen COVID-19 helfen könnte.
Laut einer aktuellen Mitteilung haben Chemikerinnen und Chemiker am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam in enger Zusammenarbeit mit Virologinnen und Virologen der Freien Universität Berlin in Laborstudien gezeigt, dass wässrige und ethanolische Extrakte von speziell gezüchteten Beifusspflanzen (A. annua) gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 wirksam sind. In den USA beginnen klinische Studien am Menschen, in denen die Wirksamkeit von Tees und Kaffee, die A. Annua enthalten, sowie des Anti-Malaria-Medikaments Artesunat getestet wird.
Pflanzliche Extrakte zur Behandlung von Infektionskrankheiten
In Asien, Afrika und Südamerika werden seit Jahrtausenden pflanzliche Extrakte zur Behandlung von Infektionskrankheiten eingesetzt. Extrakte von Beifuß-Pflanzen wurden erfolgreich zur Behandlung von fiebrigen Krankheiten einschließlich Malaria angewandt.
Laut dem Max-Planck-Institut wird Artemisinin aus Beifuß extrahiert. Es ist die Grundlage für die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Anti-Malaria-Kombinationstherapien, die jedes Jahr bei Millionen von Erwachsenen und Kindern mit geringen oder keinen Nebenwirkungen angewendet werden.
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Die Verwendung von A. annua-Tees als Malariabehandlung wird als natürliche Kombinationstherapie gegen Infektionen gefördert, und das, obwohl die WHO ihre Verwendung angesichts der Besorgnis über die Entwicklung einer Resistenz gegen Malariamedikamente nachdrücklich ablehnt.
Die Forschenden der beteiligten Einrichtungen wollten herausfinden, ob A. annua-Extrakte – reines Artemisinin und verwandte Derivate sowie Gemische davon – möglicherweise auch gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 wirksam sind. Diese Medikamente wären attraktive Kandidaten für die Wiederverwendung, weil sie ein ausgezeichnetes Sicherheitsprofil aufweisen, leicht verfügbar, schnell skalierbar und relativ kostengünstig sind.
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„Nachdem ich mit Verbindungen aus Beifuß-Pflanzen gearbeitet hatte, war ich mit den interessanten Aktivitäten der Pflanzen gegen viele verschiedene Krankheiten vertraut, einschließlich einer Reihe von Viren. Wir waren daher der Meinung, dass es sich gelohnt hat, die Aktivität dieser Anlage gegen COVID-19 zu untersuchen“, erklärt Prof. Peter H. Seeberger, der die Studie zusammen mit Dr. Kerry Gilmore initiierte und beaufsichtigte.
Zugabe von Kaffee steigerte die Aktivität
Den Ergebnissen zufolge lieferten A.-annua-Blätter aus einer kultivierten Samenlinie, die in Kentucky in den USA gezüchtet wurde, bei Extraktion mit absolutem Ethanol oder destilliertem Wasser die beste antivirale Aktivität. Laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern führte die Zugabe von entweder ethanolischen oder wässrigen A.-annua-Extrakten vor der Viruszugabe zu einer signifikant verringerten Plaquebildung. Der ethanolische Extrakt von A. annua und Kaffee erwies sich demnach als am aktivsten.
Artemisinin allein zeigt aber nur geringe antivirale Aktivität. „Ich war überrascht, dass A.-annua-Extrakte merklich besser funktionierten als reine Artemisininderivate und dass die Zugabe von Kaffee die Aktivität weiter steigerte“, so Klaus Osterrieder, Professor für Virologie an der Freien Universität Berlin, der alle Aktivitätstests durchführte.
Am akademischen medizinischen Zentrum der University of Kentucky (USA) beginnen klinische Studien am Menschen mit Tees und Kaffee, die A.-annua-Blätter enthalten, um die Aktivität von Beifuß-Extrakten zu testen. Darüber hinaus wird laut der Mitteilung Artesunate, ein Artemisinin-Derivat zur Behandlung von Malaria, auch in einer klinischen Phase- 1/2-Studie eingesetzt. (ad)
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