Gesundheit

Biomarker für Parkinson entdeckt: Bluttest könnte Krankheit schon Jahre vor Ausbruch aufspüren

Nach Alzheimer zählt Parkinson zur zweithäufigsten neurodegenerativen Erkrankungen in Deutschland. Sie beginnt schon bis zu 20 Jahre bevor typische Symptome wie Zittern auftreten. Dennoch ist eine Früherkennung bis dato nicht möglich. Doch nun haben Forscher einen Biomarker entdeckt, der dabei helfen könnte, die Krankheit lange vor Ausbruch zu erkennen.

Allein in Deutschland sind laut Deutscher Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) 400.000 Menschen von Morbus Parkinson betroffen. Diese neurodegenerative Bewegungserkrankung führt dazu, dass Nervenzellen im Gehirn absterben, die für das Weiterleiten und Produktion des Botenstoffs Dopamin zuständig sind.

Die typischen Symptome von Parkinson

Parkinson tritt gewöhnlich zwischen dem 55. und 60. Lebensjahr auf. Dennoch steigt die Zahl jüngerer Betroffener an. Bei jedem zehnten Erkrankten wird laut DPG Parkinson vor dem 40. Lebensjahr diagnostiziert. Die Symptome können vielfältig sein, aber zu den häufigsten gehören:

  • Muskelversteifungen
  • Bewegungsverlangsamung
  • Zittern 
  • und Gleichgewichtsstörungen

Eine Diagnose bisher erst bei Auftreten von Symptomen möglich

Das Tückische an Parkinson ist, dass die Krankheit sich schleichend entwickelt und meistens erst bei Auftreten der Symptome diagnostiziert wird. Sie kann zu diesem Zeitpunkt aber schon bis zu zwanzig Jahre bestehen. Denn eine Möglichkeiten sie früher aufzuspüren, gibt es bis dato nicht. „Das ist ein Dilemma. Denn natürlich möchte man die Krankheit schon im Anfangsstadium entdecken und Maßnahmen entwickeln, die verhindern, dass die Patienten steif werden, zittern und langsam werden“, sagt Annika Kluge aus der Arbeitsgruppe Früherkennung Parkinson an der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU).

  • Lesen Sie dazu: Arzneimittel können fehlendes Dopamin ersetzen – Parkinson kommt schleichend – welche Frühwarnzeichen Sie nicht ignorieren sollen

Doch das könnte sich nun ändern: Denn genau dieser Forschungsgruppe um Kluge ist nun ein Durchbruch diesbezüglich gelungen: „Wir haben einen biochemischen blutbasierten Test für die Diagnose der Parkinsonkrankheit entwickelt“, erklärt die Biochemikerin Friederike Zunke, die zum Forschungsteam gehört. „Mit Hilfe unseres Verfahrens konnten die getesteten 30 Parkinson-Patienten von den 50 Kontrollpersonen mit einer sehr hohen Sensitivität unterschieden werden“, erläutert sie die Ergebnisse.

Isolierung von Nervenzellvesikeln im Blut

Mit der neuen Methode lassen sich mit einer Blutprobe Vesikel von Nervenzellen isolieren. Diese kleinen Bläschen werden von den Zellen abgeschnürt und enthalten Proteine der ursprünglichen Zelle. „So ist es auch möglich, Vesikel aus dem Nervensystem über eine gewöhnliche Blutprobe zu gewinnen“, sagt Annika Kluge. Bei der Untersuchung dieser Vesikel könne man quasi ins Gehirn schauen, so die Medizinerin.

Suche nach Parkinson-Protein in den Nervenzellvesikeln

Im zweiten Schritt suchten die Forscher in den Nervenzell-Vesikeln gezielt nach dem Protein, das Parkinson verursacht. Es handelt sich dabei um eine veränderte Form von α-Synuclein. Diese krankmachende Form des α-Synucleins kann durch Struktur-spezifische Antikörper nachgewiesen werden.

Im dritten Schritt vervielfältigen die Mediziner dann die fehlgefalteten α-Synuclein-Formen. Denn diese Anhäufung von krankhaft verändertem α-Synuclein sei das, was zum Untergang der betroffenen Nervenzellen führt und letztlich die Krankheit verursacht.

„Das eigentlich Schönste an unserer Arbeit ist, dass es uns dann gelungen ist, diese fehlgefalteten α-Synuclein-Formen von Parkinsonpatienten zu vervielfältigen“, erläutert Kluge. Das sei aus anderen Gewebeproben schon gelungen, aber bisher noch niemals aus Vesikeln, die von Patientenblut gewonnen wurden. „Dass wir diese Aggregatbildung nachweisen konnten, ist die Bestätigung dafür, dass in der Probe pathologische α-Synuclein-Formen vorliegen“, führt Kluge weiter aus.

Verfahren muss zur breiten Anwendung noch verfeinert werden

Die Studienergebnisse hat das Team nun im Fachmagazin „Brain“ veröffentlicht. Für eine breite Anwendung müsse das Testverfahren aber erst noch weiterentwickelt werden, heißt es seitens der Forscher. Das könne noch Jahre in Anspruch nehmen. Ob der Test auch bei ganz frühen Erkrankungsstadien oder bei Parkinson-ähnlichen Erkrankungen anschlägt, sei ebenfalls noch nicht klar.

Ursachen von Parkinson bis heute noch unklar

Was genau die Ursache für die Krankheit ist, weiß man bis heute trotz intensiver Forschung noch nicht genau. Genetische als auch Umweltfaktoren wie etwa Pestizide könnten bei der Entstehung eine Rolle spielen. Es gib auch bestimmte Risikofaktoren wie schwere Kopf- und Hirnverletzungen, Schlaganfälle und Tumoren, die als Risikofaktoren gelten.

Auch heilen lässt sich die Krankheit bisher noch nicht. Die Symptome lasse sich aber gut mit Medikamenten behandeln, die das fehlende Dopamin im Gehirn ersetzen.

Das sind frühe Warnzeichen für eine Parkinson-Erkrankung

Es gibt auch einige Störungen, die im frühen Stadium einer Erkrankung auftreten können und den ganzen Körper betreffen. Zu diesen unspezifischen Frühsymptomen gehören Störungen

  • der Verdauung, vor allem mit häufiger Verstopfung
  • des Geruchssinns, einschließlich verringertem Geschmacksvermögen
  • des Schlafs, mit heftigen Bewegungen während der Traumphasen
  • der Sexualität, mit Erektionsstörungen
  • der eigenen Handschrift
  • der Muskelspannung, mit übermäßiger Verspannung

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Mit diesen Symptomen sollten Sie zum Arzt

Zum Arzt sollten Betroffene gehen, wenn diese Symptome gehäuft auftreten und es keine naheliegende Erklärung dafür gibt, Rauchen als Ursache der Riechstörung etwa. Das gilt vor allem für diejenigen, die nahe Verwandte mit Parkinson haben.

Gegebenenfalls ist dann auch eine Untersuchung bei einem Spezialisten für neurodegenerative Erkrankungen ratsam. Dies ist besonders wichtig, da ein früher Therapiebeginn den Alltag mit der unheilbaren Nervenkrankheit deutlich verbessern kann.

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