Gesundheit

Chaos und Warteschlangen: Der Run auf die FFP2-Masken hat begonnen. Sind die Apotheker gewappnet?

Das Gedränge um die Masken hat begonnen. Ab heute können Risikopatienten in Apotheken gratis FFP2-Masken zum Schutz gegen eine Corona-Infektion abholen. Viele zögerten nicht und machten sich sogleich auf den Weg. Die Folge: Ungeduldiges Getrippel in langen Warteschlangen, mitunter auch ausgefahrene Ellenbogen und tumultartige Szenen. Genau davor hatten die Apotheker vorab gewarnt. Chaos hatten sie – zumal in der Grippesaison – tunlichst vermeiden wollen und daher eindringlich darum gebeten, dass eben nicht alle direkt am ersten Tag in die Apotheken rennen. Darauf pfiffen allerdings viele: Der Andrang war, wie befürchtet, immens.

Die Versorgung mit den Masken sei eine "logistische Herkulesaufgabe", hatte Friedemann Schmidt, Präsident des Apothekerverbandes ABDA im Vorfeld gewarnt und auch zu Geduld aufgerufen. "Wir können nicht alle Berechtigten an einem Tag versorgen, und die benötigten Masken werden auch erst nach und nach in die Apotheken geliefert." Schließlich könnten die Apotheken auch nur die Masken bestellen, die sie auf dem Markt beschaffen können.

Immerhin sind es rund 27 Millionen Menschen, die in Deutschland zu den Corona-Risikogruppen gerechnet werden. Sie alle sollen jetzt schnell mit den Masken ausgestattet werden. Wer 60 Jahre und älter ist oder an einer bestimmten chronischen Erkrankung wie Diabetes Typ 2, Asthma oder Demenz leidet, kann sich in einem ersten Schritt drei solche Masken in der Apotheke holen – kostenlos. Dafür haben die Berechtigten bis zum 6. Januar Zeit. Noch einmal zwölf Masken können sie sich ab dem 1. Januar in einer zweiten Runde beschaffen. Sie müssen dafür pro 6er-Paket Masken lediglich zwei Euro zuzahlen. Der Bund übernimmt den Rest. 2,5 Milliarden Euro für bis zu 405 Millionen Masken stehen zur Verfügung, also sechs Euro je Maske.  

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81 Millionen Masken

Erst vergangenen Mittwoch hatte Gesundheitsminister Jens Spahn die Verordnung, die heute in Kraft getreten ist, auf den Tisch gelegt. Normalerweise, erklärt ABDA-Sprecher Christian Splett dem stern, werde erst agiert, wenn die juristische Lage abgesichert ist. Diesmal aber konnten die Apotheker darauf kaum warten. Sie mussten vorsorgen, wenn sie zum Start der Ausgabe genügend Masken vorrätig haben wollten. "Viele haben im guten Glauben die Masken bestellt und sind in Vorleistung gegangen", so Splett. Sie haben also bestellt, bevor die Gelder vom Bund flossen. Apotheken, die abwarteten, werden jetzt zügig nachbestellen.

Allein in der ersten Phase werden gut 81 Millionen Masken benötigt. Für die Apotheken sei das in mehrerlei Hinsicht eine Herausforderung, betont er. Schließlich müsse jede Apotheke selbst entscheiden, welche Masken bei wem bestellt werden und wie viele benötigt werden. Dazu kommt die Lieferzeit – "das war schon sehr kurzfristig".  Daher könne es schon sein, dass die eine oder andere Apotheke einmal keine Maske mehr auf Lager habe. Sorgen müsse sich deswegen aber keiner machen. Auch wenn es im Frühjahr schon einmal Engpässe gegeben habe, die Apotheker seien kompetent darin, schnell nachzubestellen, die Logistik funktioniere zuverlässig. "Die Apotheker tun alles, um das zu stemmen", sagt er. Sie seien dabei aber auch auf die Mithilfe der Kunden angewiesen.

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Ansturm entzerren

"Wir bitten, dass nicht alle direkt heute und morgen in die Apotheken kommen, sondern auch noch nächste und übernächste Woche", erklärt er. Dadurch könne der Ansturm entzerrt und das Risiko langer Schlangen minimiert werden. Die Maskenausgabe ist eine Sonderaufgabe, die zum Alltagsgeschäft dazukommt. Der Faktor Zeit spielt daher auch eine Rolle. Denn Berechtigungen müssen geprüft, Fragen beantwortet werden – auch das kann dazu führen, dass sich Wartezeiten nach oben schrauben, schlimmstenfalls Abstandsregelungen nur noch umgesetzt werden können, wenn die Abgabe von Masken gestoppt werde.

Wie die Apotheken die Mehrarbeit wuppen, bleibt ihnen überlassen. ABDA-Präsident Schmidt rechnete damit, dass durchschnittlich "zusätzlich rund 1500 Patienten auf jede der knapp 19.000 Apotheken" kommen. Personelle Aufstockung ist eine Variante, das zu stemmen, aber auch individuelle Modelle wie Zeitfenster für die Maskenabgabe kommen in Frage. Die Kunden werden gebeten, die Masken in ihrer Stammapotheke abzuholen. Das erleichtere es den Apothekern, das benötigte Maskenkontingent abzuschätzen, spiele aber auch in einem anderen Kontext eine Rolle: Missbrauch.

Denn es wird nicht einfach für die Apotheker, nachzuvollziehen, wer wann wo Masken abgeholt hat. Es besteht die Sorge, dass Menschen von Apotheke zu Apotheke tingeln und sich die Taschen mit Masken vollmachen. Regelungen, die das verhindern sollen, wird es erst im Januar geben. Dann erhalten die Berechtigten nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums fälschungssichere Coupons von der Krankenkasse oder privaten Krankenversicherung, die sie bei der Apotheke vorlegen können.

Bis dahin müssen Menschen, die mindestens 60 Jahre alt sind, nur ihren Personalausweis vorlegen und ihr Anspruch ist nachgewiesen. Andere Risikopatienten müssen in einer Eigenauskunft nachvollziehbar darlegen, dass sie berechtigt sind. Der Apothekerverband empfiehlt, dass diese vorab eine Eigenerklärung ausfüllen und zur Abholung mitbringen. Auch andere Personen können zur Abholung bevollmächtigt werden. Besteht Missbrauchsverdacht oder können Menschen ihren Anspruch nicht nachweisen, kann die Apotheke eine Ausgabe verweigern. "Wir appellieren an die Solidarität der Menschen", sagt Splett," , daran dass jeder auch an seine Nachbarn, Freunde, Verwandten denkt und dass sie nicht versuchen, irgendwo eine Maske mehr zu bekommen."

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