Wie lassen sich trotz COVID-19 gesündere Routinen etablieren?
Viele Menschen haben während der Pandemie an Gewicht zugenommen. Die Expertin Dr. Leslie Heinberg von der Cleveland Clinic gibt nachfolgend einige Ratschläge und Hinweise, wie überschüssiges Gewicht wieder abgebaut und gesündere Routinen etabliert werden können.
Weniger Sport und gesunde Ernährungsgewohnheiten
Die Bedrohung durch COVID-19 und damit zusammenhängende Einschränkungen haben bei vielen Menschen dazu geführt, dass gesunde Ernährungsgewohnheiten über den Haufen geworfen und Trainingsroutinen aufgegeben wurden. Außerdem spielt laut der Aussage der Medizinerin auch eine emotionale Komponente eine wichtige Rolle, denn durch die Pandemie ausgelöster Stress fordere seinen Tribut.
Gewichtszunahme ist weit verbreitet
Viele Menschen haben während der Pandemie an Gewicht zugenommen, berichtet Dr. Heinberg. „Eine Studie zeigte, dass etwa ein Viertel der Menschen, deren BMI im normalen Bereich liegt, Gewicht zugenommen hat, ebenso wie ein Drittel der Menschen, deren BMI als fettleibig klassifiziert ist“, erläutert die Expertin.
Häufig nehmen von einer solchen Gewichtszunahme betroffenen Personen an, dass sie mit ihrem Problem alleine dastehen. Dies entspricht aber keinesfalls der Wahrheit, denn die Ergebnisse von Studie zeigen laut der Medizinerin, dass Gewichtsprobleme als Folge der Bedrohung durch COVID-19 weit verbreitet sind.
Konsum von Fast Food ist rückläufig
Die Pandemie hat sowohl einige gute, als auch schlechte Auswirkungen. Beispielsweise haben Daten gezeigt, dass die Menschen viel weniger Fast Food konsumieren, mehr zu Hause kochen und häufiger mit ihren Familien essen. Menschen, welche zu Hause kochen, neigen zu gesünderen Essgewohnheiten, betont Dr. Heinberg.
Menschen naschen mehr
Ein klarer Nachteil der Pandemie im Bezug auf die Ernährung ist, dass viele Menschen durch die zusätzlich zu Hause verbrachte Zeit mehr Süßigkeiten und anderes Naschwerk zu sich nehmen. Außerdem ist laut der Expertin auch der Konsum von mit Zucker gesüßten Getränken wie beispielsweise Limonade angestiegen.
Erhöhter Alkoholkonsum während der Pandemie
Es gibt auch Anzeichen dafür, basierend auf Daten aus der Zeit vor der Pandemie, dass die Menschen mehr alkoholische Getränke konsumierten, selbst wenn sie nicht ausgingen“, so Dr. Heinberg. Alkohol reduziere die Hemmschwelle und könne zu einer erhöhten Nahrungsaufnahme führen.
So lassen sich gesunde Gewohnheiten etablieren
Wie lassen sich in Zeiten von COVID-19 gesunde Gewohnheiten etablieren und schlechte Gewohnheiten ablegen? Wenn Menschen beispielsweise einen wahren Heißhunger auf Kekse haben und zu Hause während der Pandemie regelmäßig große Mengen verzehren, dann sollten betroffene Personen einfach keine Kekse beim nächsten Einkauf erwerben, rät die Expertin.
Beständigkeit wichtiger als Schnelligkeit
Manche Menschen sind in der Lage, ihre Gewohnheiten relativ leicht zu verändern. Sie können einfach auf Anhieb einen gesünderen Lebensstil annehmen, erläutert Dr. Heinberg. Allerdings könne nicht jede Person einen solchen Übergang im gleichem Tempo vollziehen. Generell lässt sich sagen, auf lange Sicht ist Beständigkeit wichtiger als Schnelligkeit, so die Expertin.
Kleine Ziele setzen
„Egal, ob es sich um einen Neujahrsvorsatz oder das Überwinden einer globalen Pandemie handelt, wir wissen, dass Menschen mit Verhaltensveränderungen eher erfolgreich sind, wenn sie sich kleine, aufeinander folgende Ziele setzen”, berichtet Dr. Heinberg weiter.
„Wenn man sich ein wirklich hochgestecktes Ziel setzt, wie beispielsweise jeden Tag ins Fitnessstudio zu gehen, auf Alkohol zu verzichten und Fast Food wegzulassen, und das alles auf einmal, wird man unweigerlich scheitern. Es ist leicht, in dieses Alles-oder-Nichts-Denken zu verfallen“, betont die Medizinerin in einer Pressemitteilung der Cleveland Clinic.
Kleine Ziele als Grundlage für zukünftige Erfolge
Um erfolgreich zu sein, sollte man laut der Aussage der Expertin stattdessen mit Zielen beginnen, die viel leichter zu erreichen sind und als Bausteine für zukünftige Erfolge dienen können. Anstatt alles auf einmal zu ändern, solle man zunächst mit einer Sache wie beispielsweise dem Verzicht auf Fast Food beginnen, bis dieses Ziel erreicht ist. In diesem Fall könne man sich das nächste Ziel setzen.
Der Vorgang sei mit einem Marathonlauf zu vergleichen. Man könne nicht einfach von einem Tag auf den nächsten ohne Training einen Marathonlauf schaffen. Man müsse sich langsam steigern, und mit der Zeit die zu laufende Strecke erhöhen. Dann käme man nach Ansicht der Expertin zu einem Punkt, an dem sich der Erfolg von selbst einstelle.
Gewohnheiten als Grundlage für breite Veränderungen
Der gleiche Ansatz gelte für den Aufbau einer gesunden Ernährung. „Zu sagen, dass man sich gesund ernähren wird, ist zu vage. Es gibt keine wirkliche Möglichkeit, dies als erreichbares Ziel zu markieren, erklärt die Medizinerin. Stattdessen sollten kleine, spezifische Änderungen vorgenommen werden, durch die Gewohnheiten zum Besseren verändert werden und die als Grundlage für breite Veränderungen dienen können.
Menschen können beispielsweise ihr gesundes Mittagessen mit zur Arbeit nehmen, statt sich möglicherweise ungesunde Nahrung in der Mittagspause zu kaufen, oder der Verzehr von Kuchen am Nachmittag kann durch Obst und Gemüse ersetzt werden,so die Expertin.
Pandemie reduziert körperliche Aktivität
Da Fitnessstudios geschlossen und Sportkurse gestrichen wurden, führte die Pandemie bei vielen Personen zu einem Lebensstil mit viel weniger körperlicher Aktivität. Eine Studie, bei der die Daten von Smartphones verwendet wurden, ergab, dass die Anzahl der Schritte, welche die Nutzenden deutlich zurückging, berichtet Dr. Heinberg.
Da täglich immer mehr Menschen gegen COVID-19 geimpft werden und der Winter zu Ende ist, sollte es mehr Gelegenheiten geben, um rauszugehen und körperliche aktiv zu werden. Bereits eine täglicher Spaziergang über 20 bis 30 Minuten kann große Auswirkungen haben, erläutert die Expertin.
Auch in diesem Fall sollte man nach Aussage von Dr. Heinberg allerdings langsam vorgehen. Wenn Menschen ein Jahr lang keinen Sport oder keine körperliche Aktivität betrieben haben und direkt versuchen mehrere Kilometer am Stück zu laufen, kann dies eine unangenehme Erfahrung werden, welche dazu führt, dass Betroffene nicht motiviert sind, weiter Sport zu treiben, erklärt die Medizinerin.
Wie lässt sich die eigene Aktivität verbessern?
Stattdessen sollten sich die Menschen zunächst auf Spaziergänge in der Mittagspause oder nach dem Abendessen konzentrieren, eventuell sogar auf kurze Läufe, die sich mit der Zeit zu längeren Läufen aufbauen können.
Veränderungen können abschreckend wirken
„Menschen mögen keine Veränderungen und alle Veränderungen im letzten Jahr waren hart und angstauslösend“, so Dr. Heinberg. Trotzdem gewöhne man sich im Laufe der Zeit an Veränderungen und sie werden ganz normal. „Wenn uns das letzte Jahr irgendetwas gelehrt hat, dann, dass wir, auch wenn wir Veränderungen nicht mögen, sehr anpassungsfähig sind“, erklärt die Expertin.
Diese Erfahrung könne genutzt werden, um neue Veränderungen vorzunehmen. Die Medizinern betont, dass nach allem, was Menschen während der Pandemie und ihren Herausforderungen durchgemacht haben, es keine große Sache sei, eine neue Gesundheitsroutine zu beginnen.
Fokus auf langfristige Ziele richten
Egal, ob es um Ernährung, Bewegung oder Stressbewältigung geht, es kann immer Rückschläge auf dem Weg geben, und es sei wichtig, sich daran zu erinnern, den Fokus auf das Langfristige zu richten, nicht nur auf das Heute, fügt Dr. Heinberg hinzu. (as)
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