Gesundheit

Die Impfbereitschaft stagniert. Ein Problem ist der politische Druck, sagen Forscher

Ob kostenlose Würstchen, Fahrten auf einem Dampfer oder 2G und kostenpflichtige Corona-Tests: Um die Menschen in Deutschland von der Impfung zu überzeugen, lassen sich Landkreise, Behörden und die Politik immer neue Ideen einfallen. Zuletzt sollte die bundesweite Aktionswoche die Menschen an die Nadel bringen. Doch die Bilanz ist ernüchternd. Die rund 14.200 Impfaktionen konnten die Motivation in der Bevölkerung kaum steigern. Im Gegenteil, die Zahlen stagnieren. Stand Dienstag sind 68 Prozent der Bevölkerung einmal, 64 Prozent vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Selbst drastische Entscheidungen, wie der zwangsläufige Lohnverzicht im Fall einer Quarantäne, können daran nicht viel ändern.

Und genau dort liegt das Problem, meinen Wissenschaftler des Hamburg Center for Health Economics. Unter der Leitung der Forschungseinrichtung werden seit Beginn der Pandemie alle zwei Monate EU-Bürger zu Corona befragt – darunter rund 1000 Erwachsene aus Deutschland. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie sich die Einstellungen zur Impfung verändert haben und wer bis heute hadert oder gar zweifelt. Die letzte repräsentative Befragung fand vom 7. bis zum 21. September statt und zeigt: Die Impfbereitschaft in Deutschland erreicht mit 82 Prozent ihren Höchststand. Der Anteil der Nicht-Impfbereiten sinkt auf 13 Prozent. Doch gleichzeitig wächst der Widerstand bei den Ungeimpften.

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Hohe Erwartungshaltung mindert Impfbereitschaft

Von ihnen gaben lediglich zwölf Prozent an, impfbereit zu sein. 22 Prozent sind weiterhin unsicher. Dafür gibt es drei Gründe: 61 Prozent wollen laut der Studie das Profitstreben der Pharmakonzerne nicht unterstützen. 74 Prozent halten die Impfung für zu unsicher. Und 67 Prozent der Befragten fühlen sich von den gesellschaftlichen und politischen Erwartungen unter Druck gesetzt.

Tatsächlich ist das Thema Impfen in Deutschland stark politisiert. Die Politik appelliert an die Verantwortung der Bürgerinnen und Bürger, der Erwartungsdruck ist entsprechend hoch, sagt der Ökonomie-Professor Jonas Schreyoegg von der Universität Hamburg. "Wir sehen, dass sich Ungeimpfte von Maßnahmen, wie kostenpflichten Tests und 2G unter Druck gesetzt fühlen. Ungefähr ein Drittel sagen, dass diese Maßnahmen ihre Impfbereitschaft eher negativ beeinflusst."

Auch hier zeichnet die Statistik ein eindeutiges Bild: Dass Ungeimpften der Zutritt zu Restaurants verwehrt bleibt oder der Arbeitsplatz eine Impfung erfordert, ändert für mehr als zwei Drittel der Befragten nichts an der Impfbereitschaft. Ähnlich antworteten die Befragten bei kostenpflichtigen Schnelltests und bei der Offenlegung des Impfstatus am Arbeitsplatz. Etwas weniger als ein Drittel gibt sogar an, sich trotz der Maßnahmen nicht impfen lassen zu wollen.

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Lasst die Promis sprechen

Um die Menschen zu erreichen und zu überzeugen, hält Schreyoegg gezielte Informationskampagnen in Regionen mit besonders niedriger Impfbereitschaft für zielführender. Allerdings habe die Befragung auch gezeigt, dass die Hälfte an dieser Aufklärungsarbeit nicht interessiert, "sondern eher durch emotionale Botschaften" zu erreichen sei. Wie etwa in Portugal. Dort liegt die Impfquote bei einfach und vollständig Geimpften bei über 80 Prozent. Laut Schreyoegg ist das Thema in dem Land weniger politisch aufgeladen – was mit daran liegt, dass Prominente, Ärzte und Wissenschaftler das Sagen haben.

Auch für Deutschland sei das eine Option. Mit emotionalen Botschaften von Prominenten könnten auch Personen erreicht werden, die für klassische Informationskampagnen bisher weniger empfänglich waren.

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