Gesundheit

Erster nachgewiesener Fall: Heimratte steckt junge Frau mit Seoulvirus an

Krankheitserreger können von Tieren auf den Menschen übergehen und zu schweren Krankheiten führen – das ist spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie bekannt. Der Ursprung von Sars-CoV-2 liegt im Tierreich, das Virus stammt vermutlich ursprünglich von Fledermäusen. Wenn Infektionskrankheiten von Tieren auf den Menschen übergehen, sprechen Wissenschaftler von einer sogenannten Zoonose.

Einen besonderen Fall hat nun ein Forscherteam aus Deutschland nachweisen können: Laut einer Mitteilung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) infizierte sich eine junge Frau aus Niedersachsen mit dem Seoulvirus und erkrankte schwer. Die Patientin hatte sich bei ihrer Heimratte mit dem Erreger angesteckt und musste zwischenzeitlich intensivmedizinisch versorgt werden. Das Tier hatte sie laut Mitteilung etwa zwei bis drei Wochen vor Beginn ihrer Erkrankung gekauft.

Weitere Untersuchungen

Das Seoulvirus gehört zu der Familie der Hantaviren und soll weltweit vorkommen. "Jedoch ist seine wirkliche Verbreitung unbekannt", schreibt das Robert Koch-Institut (RKI). Bemerkenswert ist der Fall vor allem deshalb, weil die Übertragung von einem Tier auf den Menschen nun erstmals in Deutschland nachgewiesen wurde. "Der Nachweis eines weiteren Zoonose-Erregers in Heimratten unterstreicht erneut die Notwendigkeit eines Monitorings von Heimratten auf Erreger", erklärte Rainer Ulrich vom FLI. Weitere Untersuchungen sollen nun zeigen, wie und wo sich die Ratte mit dem Erreger infiziert haben könnte.

Hantaviren sind in Deutschland schon über viele Jahre bekannt. Hierzulande sind Infektionen auf das Puumalavirus oder das Dobrava-Belgrad-Virus zurückzuführen. Die Erreger können bei Menschen zu grippeähnlichen Erkrankungen führen. Bei schweren Verläufen kommt es zu Nierenfunktionsstörungen. Die Viren werden über infizierte Nagetiere wie die Rötelmaus übertragen, die das Virus über Kot, Speichel und Urin ausscheiden. Menschen infizieren sich, indem sie kontaminierten Staub einatmen oder von den Tieren gebissen werden. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht etwa bei Arbeiten auf Dachböden, in Kellern oder im Garten. Erste Symptome zeigen sich meist zwei bis vier Wochen nach Kontakt mit dem Erreger.

"Eine Übertragung von Hantaviren von Mensch zu Mensch findet bei den in Europa und Asien prävalenten Virustypen nicht statt", schreibt dazu das Robert Koch-Institut (RKI). "Bisher gibt es nur bei dem hoch­vi­ru­len­ten, in Südamerika vorkommenden Andesvirus einen Hinweis auf eine mög­liche Übertragung von Mensch zu Mensch."

Wie lässt sich eine Infektion bei Ratten feststellen?

"Ratten zeigen keine Symptome, wenn sie mit dem Seoulvirus infiziert sind", heißt es auf der Seite der US-Gesundheitsbehörde CDC. Bei Verdacht kann der Nachweis des Erregers in einem Labor erbracht werden, zum Beispiel anhand einer kleinen Blutprobe. "Infizierte Ratten können im Laufe ihres Lebens weiterhin Viren ausscheiden und damit andere Ratten und auch Menschen anstecken."

"Ein großer Teil der Hantavirus-Infektionen verläuft asymptomatisch bzw. mit un­spezifischen Symptomen, so dass häufig keine diagnostische Abklärung ver­an­lasst wird", schreibt das RKI. Beim Seoulvirus sind jedoch schwere Verläufe bis hin zu Todesfällen möglich. Da es derzeit keine wirksame Therapie gegen das Seoulvirus gibt, kommt der Prävention der Krankheit eine besondere Rolle zu. 

Quelle:Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) / CDC / Robert Koch-Institut (RKI)

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