Gesundheit

Nur wer geimpft ist, darf auf Veranstaltungen? Medizinethiker hält das für vertretbar

Unter einer Bedingung kann man die Teilnahme am öffentlichen Leben in Zukunft von der Impfbereitschaft der Menschen abhängig machen, findet Medizinethiker Georg Marckmann. Damit könnten womöglich nur noch Menschen zu Kulturveranstaltungen, die geimpft sind.

Die Teilnahme am öffentlichen Leben vom Impfstatus festzumachen, hält Medizinethiker Georg Marckmann ethisch für vertretbar. Das erklärte der Leiter des Instituts für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Präsident der Akademie für Ethik in der Medizin der „Welt“.

Allerdings gelte diese Behauptung nur unter einer Voraussetzung:  Erst, „wenn wirklich alle Zugang zu einer Impfung haben“. Solange sich nicht jeder impfen lassen könne, müssten für alle die gleichen Vorschriften gelten.

Handele es sich nicht um lebenswichtige Bereiche, könnte man danach durchaus unterteilen. „Wenn das Infektionsrisiko bei einer kulturellen Veranstaltung nur dann vertretbar ist, wenn nur geimpfte Menschen teilnehmen, fände ich das vertretbar“, sagte er. Menschen, die sich – aus welchen Gründen auch immer – nicht impfen lassen wollten, obwohl sie es könnten, dürften dann eben nicht teilnehmen.

Impf-Priorisierung „relativ einfach“

Vorerst ist die Impfung lediglich für ältere Menschen zugänglich, ebenso exponiertes Personal in Kliniken und Pflegeinrichtungen.

„Im Falle von Covid-19 sei die Priorisierung der Impfungen eigentlich relativ einfach“, erklärt der Medizinethiker. Die Stiko habe geschaut, wer das größte Risiko einer schweren Erkrankung habe oder daran versterben könne. „Je älter der Erkrankte, desto größer ist das Risiko“, so Marckmann. Deshalb sollten ältere Menschen zuerst geimpft werden.

Im Augenblick stehe eben nur eine begrenzte Menge an Impfstoff zur Verfügung. Diese solle „da eingesetzt werden, wo sie am dringendsten gebraucht wird“. Zugleich könnten damit die meisten Todesfälle verhindert werden.

Unterschied zur Impfung: Bei Triage geht es „um akut lebensrettende Maßnahmen“

Auch im Frühjahr bei Triage-Entscheidungen ging es um Priorisierungen. Marckmann war einer der Autoren, die dafür einen Konsens erarbeitet hatten.

Beim Impfstoff gibt es dem Medizinethiker zufolge jedoch einen grundlegenden Unterschied. Es gehe „nicht um die Zuteilung von akut lebensrettenden Maßnahmen“, betont er. Denn wer nicht gleich geimpft werde, erkranke nicht sofort an Covid-19. Das Infektionsrisiko lasse sich auch ohne Impfung weiter senken, etwa mithilfe von Hygiene und Abstandsregeln.

Ein weiterer Unterschied sei, dass bei der Triage diejenigen, die eine sehr schlechte Prognose hätten, eher nicht behandelt würden. „Bei der Impfpriorisierung haben Menschen mit hohen Risiken Vorrang“.

Forderung nach klaren Vorgaben

Um künftig auch Hausärzten die Impfungen zu erleichtern, wünscht sich Marckmann klare Vorgaben der Stiko. „Es sollte möglichst genau aufgeschlüsselt werden, welche Vorerkrankung als wie schwerwiegend einzustufen ist.“ Genauso müsse klar entschieden werden, was unter einer „engsten Kontaktperson“ verstanden werde, die mit geimpft würde.

Trotz allem könnte bei den Impfungen jemand durchrutschen – oder zu früh geimpft werden. Marckmann zufolge ist das jedoch „nicht so schlimm“. „Schließlich geht es nur um wenige Wochen – und nicht um akut lebensrettende Maßnahmen.“

Nicht erwiesen, dass Impfung vor Übertragung schützt

Der Medizinethiker betont jedoch auch, dass bislang nicht erwiesen ist, ob eine Impfung auch die Übertragung von Covid-19 verhindere. „Man selbst ist geschützt, kann aber eventuell noch jemand anderen anstecken“, meint er. Das müssten die Menschen verstehen.

Die Impfmotivation wäre zwar sicher höher, wenn man den Menschen sagen könnte, sie dürften mit Impfung ins Skigebiet fahren. „So ist es aber nun mal nicht.“

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