Gesundheit

„Prävention kann am besten in der Apotheke stattfinden“

Eine künftige Ampel-Koalition wird aller Voraussicht nach den Weg für eine kontrollierte Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken frei machen. Wie das genau funktionieren soll, ist noch nicht klar. Ebenso wenig, ob Apotheken als Abgabestellen dienen sollen. Ein Teil der Apotheken lehnt diese Aufgabe offenbar nicht per se ab. Beim Verband der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA) ist man überzeugt, dass Apotheken grundsätzlich in Sachen Beratung und Prävention am besten dafür gerüstet sind. Was aber auf keinen Fall passieren dürfe, ist, dass die Versorgung mit Medizinalhanf unter einer solchen Freigabe leide.

Vor allem Grüne und FDP plädieren schon seit geraumer Zeit für eine kontrollierte Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken – in der Rolle der Opposition allerdings bislang ergebnislos. Am detailliertesten ausgearbeitet sind die Pläne der Grünen, die 2018 – und auch schon in der Legislaturperiode zuvor – den Entwurf eines Cannabiskontrollgesetzes im Bundestag vorgelegt haben. Dieser sieht vor, die gesamte Handelskette für Cannabis (Anbau, Großhandel, Import/Export, Einzelhandel) zu regulieren – die Abgabe soll über Cannabisfachgeschäfte erfolgen. Apotheken als Abgabestellen kommen im Entwurf nicht vor und sind laut dem Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen dafür auch nicht vorgesehen.

Anders bei der FDP: Ihre Bundestagsfraktion hatte im vergangenen Jahr den Antrag „Cannabis zu Genusszwecken kontrolliert an Erwachsene abgeben – Gesundheits- und Jugendschutz stärken“ vorgelegt. Darin heißt es unter anderem: „Alle erwachsenen Menschen in Deutschland sollen Cannabis zu Genusszwecken erwerben dürfen, das Cannabis soll dabei in Apotheken und speziell lizensierten Geschäften erworben werden können.“

Die SPD hat während ihrer Koalition mit der Union keinen Vorstoß für die Freigabe unternommen. Im Bundestagswahlprogramm sprach sie sich aber dafür aus, die regulierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene in Modellprojekten von Ländern und Kommunen zu erproben – begleitet durch Maßnahmen der Prävention, Beratung und Behandlung im Jugendbereich.

Einigen sich die drei Parteien wie geplant auf eine Ampelkoalition, wird das Thema Cannabis sich auch im Koalitionsvertrag finden. Ob Apotheken dann eine Rolle spielen oder nicht, ist noch ungewiss. Sicher ist: Es gibt viele Unternehmer:innen, beispielsweise aus der CBD-Branche, die nur zu gerne in das Geschäft einsteigen würden. Doch auch die ABDA hat sich bereits Gedanken gemacht, wie sich die Apothekerschaft für den Fall der Fälle aufstellt. Sie sieht hier einen heilberuflichen Zielkonflikt für die Apotheken – zeigt sich gegenüber der Politik aber grundsätzlich gesprächsbereit

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Auch beim Verband der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA) stellt man sich argumentativ auf. Hier sieht man die Angelegenheit zwar ebenfalls zwiespältig – allerdings macht VCA-Geschäftsführerin Christiane Neubaur gegenüber der DAZ deutlich: „Auch Cannabis zu Genusszwecken gehört in die Hände von Fachpersonal.“ Das Cannabiskontrollgesetz der Grünen hält sie daher für „ausgesprochen schwierig“. Denn wer kontrolliere die Cannabisfachgeschäfte? Zudem hält sie es für kritisch, wenn ein Unternehmen allein vom Cannabisverkauf wirtschaftlich abhängig ist – in dieser Position mag das Abraten vom Produkt schwer sein. Bei Apotheken, die ein wesentlich wichtigeres wirtschaftlicheres Standbein haben, sehe das ganz anders aus.

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