Drastisch steigende Fallzahlen der Krankheit AFM in den USA
Die akute schlaffe Myelitis (Acute flaccid myelitis; AFM) ist erst seit rund zwei Jahrzehnten bekannt und kann lebensbedrohliche Folgen haben. Auch wenn in Deutschland bisher nur wenige Kinder erkrankt sind, sollten Eltern die markanten Symptome der AFM kennen und bei Verdacht umgehend ärztliche Hilfe suchen.
Aktuell berichtet die amerikanische Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) über erhöhte Fallzahlen der AFM. Alle zwei Jahre erkranken in den USA vermehrt Kinder an der rätselhaften Krankheit, mit rasant steigenden Fallzahlen seit dem Jahr 2014. Auch hierzulande sind bereits Kinder an AFM erkrankt, doch bisher in weit geringem Umfang. Dennoch sollten Eltern die Symptome kennen. Wie diese aussehen können, erläutert der Neurologe Dr. Kenneth Mack von der renommierten Mayo Clinic (USA).
Polio-ähnliche Erkrankung
„Die akute schlaffe Myelitis oder AFM ist eine seltene, polio-ähnliche Erkrankung, die eine plötzliche Schwäche in Armen oder Beinen einer Person verursacht und zu Atemnot führen kann“, berichtet der Experte. Am häufigsten seien Kindern betroffenen.
Stark steigende Erkrankungszahlen
In den letzten Jahren war in den USA ein dramatischer Anstieg der Fälle zu verzeichnen, wobei die Raten 2014, 2016 und 2018 deutlich höher ausfielen als in der Vergangenheit, so Dr. Mack. Die Erkrankung könne zu dauerhafter Behinderung oder sogar zum Tod führen.
Auftreten vor allem von August bis November
Auch im Jahr 2020 scheint sich der Trend der vermehrten AFM-Erkrankungen fortzusetzen, weshalb die Centers for Disease Control and Prevention Eltern und Betreuungspersonal bitten, verstärkt auf Symptome von AFM zu achten. Die meisten Fälle seien in den Monaten August bis November zu erwarten.
Auf diese Symptome sollten Sie achten
Zu den auffälligen Symptomen der AFM zählen laut Angaben der CDC
- Schwäche und Verlust von Muskeltonus und Reflexen in den Armen oder Beine,
- Erschlaffung des Gesichts,
- Schwierigkeit, die Augen zu bewegen,
- hängende Augenlider,
- Schluckbeschwerden,
- unverständliche Sprache.
Eingeschränkte Behandlungsmöglichkeiten
Zwar sei die akute schlaffe Myelitis im Allgemeinen nicht schmerzhaft, doch drohen langfristige Beeinträchtigungen und schlimmstenfalls kann die Erkrankung sogar tödlich enden, so Mack. Die Langzeitprognose für Kinder mit AFM bleibe immer noch unklar. Bei einigen Kindern zeige sich im Laufe der Zeit eine deutliche Linderung der Symptome, während bei anderen nur eine geringe oder gar keine Besserung eintrete. Die Behandlung konzentriere sich bisher hauptsächlich auf die Verbesserung der Symptome – nicht auf die Heilung der Krankheit, erläutert der Experte.
Ursache bislang unklar
Die Behandlung und Prävention ist bei AFM auch deshalb extrem schwierig, weil die spezifische Ursache der akuten schlaffen Myelitis immer noch unbekannt ist. „Wir glauben, dass Enteroviren eine Rolle spielen könnten“, sagt Dr. Mack. Doch wieso diese zu einer solch schweren Erkrankung führen, bleibt offen. Vermutlich bekämpfe das Immunsystem im Verlauf der Infektionsabwehr auch einige der Zellen im Rückenmark, die die motorischen Bewegungen dieser Gliedmaßen kontrollieren, so Mack. Eindeutig nachgewiesen ist dies bisher allerdings nicht. (fp)
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