Gute Nachrichten für die US-Amerikaner: In dem Land, das weltweit die meisten Corona-Toten betrauern muss, könnte bereits im April die "Impf-Saison für alle eröffnet" werden. Das kündigte zumindest Top-Immunologe Anthony Fauci an. In der "Today"-Morningshow des US-Senders NBC erklärte Bidens medizinischer Chefberater, was genau er mit "open season" meinte. "Wenn wir in den März und April kommen, wird die Anzahl der verfügbaren Dosen eine viel größere Massenimpfung ermöglichen", so Fauci. "Das heißt, praktisch jeder in jeder Kategorie könnte anfangen, sich impfen zu lassen."
Natürlich würde es "noch einige Monate" dauern, bis die meisten US-Amerikaner ihren Piks in den Arm bekommen werden, sagte der Top-Immunologe. Aber er hoffe, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen in den USA bis Ende des Sommers geimpft werden könne.
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Bis Ende Juli genug Impfstoffe für alle US-Amerikaner
Fauci hatte bereits zuvor angekündigt, dass die Impfstoff-Verfügbarkeit im Frühjahr erheblich zunehmen werde und es dadurch einen entscheidenden Fortschritt in der Impf-Reihenfolge geben könne. Ähnlich wie in Deutschland wurden bei den Impfungen in den USA bislang ältere Menschen, Bewohner in Pflegeheimen, Mitarbeiter im Gesundheitswesen sowie andere sogenannte "essentielle Arbeiter" priorisiert.
US-Präsident Joe Biden bekräftigte Faucis Aussagen bei einem gemeinsamen Besuch im Nationalen Gesundheitsinstitut (NIH). Bis Ende Juli werde die USA genügend Impfstoff für rund 300 Millionen Menschen haben – was für alle Erwachsenen im Land ausreichend wäre. Dank eines neuen Vertrags mit den Impfstoffherstellern Moderna und Pfizer über jeweils 100 Millionen zusätzliche Dosen habe sich die Regierung nun insgesamt 600 Millionen Dosen gesichert, sagte Biden.
Für ihre jeweils 300 Millionen Dosen erhalten die beiden Hersteller rund sechs Milliarden US-Dollar, umgerechnet fünf Milliarden Euro, wie das US-Gesundheitsministerium mitteilte. Bereits Ende Januar, etwa eine Woche nach dem Beginn seiner Amtszeit, hatte Biden den Kauf der zusätzlichen 200 Millionen Impfdosen in die Wege geleitet. Die Vereinigten Staaten haben rund 330 Millionen Einwohner – pro Kopf sind zwei Impfdosen nötig.
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Bei seinem Besuch im NIH sparte US-Präsident Biden auch nicht mit Kritik an seinem Vorgänger Donald Trump. "Er hat nicht genug Impfstoff bestellt", sagte Biden. "Er hat seinen Job nicht gemacht, um für die massive Herausforderung vorbereitet zu sein, Hunderte Millionen Amerikaner zu impfen", fuhr der US-Präsident fort. "Amerika hatte keinen Plan, den Großteil des Landes zu impfen. Es war ein großes Durcheinander."
Dabei hatte Trump die Entwicklung der Impfstoffe zunächst aggressiv vorangetrieben und finanziert – was auch Biden selbst gelobt hatte. Trumps Regierung hatte auch Dosen der bislang noch nicht zugelassenen Impfstoffe bestellt, darunter 100 Millionen beim Hersteller Johnson & Johnson. Spätestens im März soll dieser zugelassen werden. Mit der konkreten Planung der Impfungen, den damit verbundenen logistischen Herausforderungen und Kosten, hatte der Ex-Präsident die Bundesstaaten, Bezirke und Kommunen jedoch weitestgehend alleingelassen.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger drückt Biden beim Ankurbeln der Impfkampagne nun richtig aufs Tempo. Seine Regierung hat nach eigenen Angaben die wöchentlichen Impfstoff-Lieferungen an die Bundesstaaten seit Amtsantritt um rund 30 Prozent gesteigert. Inzwischen wird die Kampagne auch durch US-Soldaten und Mitarbeiter der Katastrophenschutzbehörde Fema unterstützt.
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Mehr als zehn Prozent der Amerikaner geimpft
In den USA haben bislang fast 35 Millionen Menschen mindestens die erste Impfung bekommen, was mehr als zehn Prozent der Bevölkerung entspricht. Rund 11,2 Millionen haben bereits die nötigen zwei Dosen bekommen, wie Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC zeigen. Im Vergleich dazu haben in Deutschland dem Robert Koch-Institut zufolge bislang erst rund 2,5 Millionen Menschen die Erstimpfung erhalten, was etwa drei Prozent der Bevölkerung entspricht. Knapp 1,2 Millionen Menschen haben bereits beide Impfungen erhalten.
Bislang sind die Impfstoffe auch in den Vereinigen Staaten Impfstoffe nicht für Kinder zugelassen. Vor einer solchen Genehmigung müssen weitere klinische Studien durchgeführt werden und US-Experten rechnen damit nicht vor Mitte des Jahres.
Insgesamt haben die US-Behörden bislang rund 27,4 Millionen bestätigte Corona-Infektionen gemeldet. Mehr als 475.000 Menschen starben nach einer Infektion mit dem Virus.
Weitere Quellen: "The New York Times", "Today", DPA
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