Aktuell treffen sich die Gesundheitsminister der 27 EU-Staaten in Brüssel und das bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen. Während das Robert-Koch-Institut (RKI) jetzt auch Südtirol zum Risikogebiet erklärt, hält Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Grenzschließungen nach wie vor für nicht angemessen. In Deutschland wurde aktuell zwar noch kein Todesfall dem Virus zugeschrieben, europaweit sind es dafür schon 112. Versicherungen scheinen sich allerdings eher Sorgen über die Zinsentwicklung an den Kapitalmärkten zu machen als über einen möglichen Anstieg von Todesfällen.
Im Rahmen eines weiteren EU-Sondertreffens der 27 Gesundheitsminister erklärte Spahn, dass sich die Lage dynamisch verändert habe. Da die EU selbst wenig Kompetenzen in der Gesundheitspolitik hat, treffen sich die Minister bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen, um ihre Maßnahmen gegen die neue Krankheit COVID-19 abzustimmen. Wichtig sei ihm, dass man gemeinsam erkenne, in einer neuen Phase angekommen zu sein und alle Politiken entsprechend anzupassen. Damals sei es darum gegangen, die in China ausgebrochene Epidemie aus der EU fernzuhalten. Das sei auch einige Zeit gelungen. Nun sei die Krankheitswelle angekommen. „Jetzt geht es gemeinsam darum, das gemeinsam einzudämmen“, so Spahn. Als Felder gemeinsamen Handelns nannte Spahn die Forschung an antiviralen Medikamenten zur Behandlung der Krankheit sowie an Impfstoffen zur Prävention.
Doch ist der Umgang mit der neuen Krankheit sehr unterschiedlich. Italien etwa hat alle Schulen geschlossen, was in Deutschland als überzogen abgelehnt wird. Trotz der raschen Ausbreitung des Virus ist Spahn weiterhin gegen Reisebeschränkungen innerhalb der Europäischen Union. „Ich fände jede Maßnahme, die zur Einschränkung des Reiseverkehrs über die Grenze führt, angesichts dessen, was wir über das Virus Stand heute wissen, weiterhin nicht für angemessen“, erklärte er heute vor dem Sondertreffen in Brüssel. „Und wenn wir da einen Konsens hätten heute, fände ich das ein wichtiges Signal.“
Robert-Koch-Institut erklärt Südtirol zum Risikogebiet
Das Robert-Koch-Institut (RKI) rät zumindest von Reisen in einzelne Gebiete ab. Am Donnerstagabend wurde nun auch Südtirol als Risikogebiet eingestuft. Zudem gelten die italienischen Regionen Emilia-Romagna, Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in der Region Venetien als Risikogebiete – ebenso wie Regionen in China, Südkorea und dem Iran. In Südtirol gehen die Behörden bisher von zwei Infizierten in ihrem Gebiet aus. Einer davon befinde sich schon auf dem Weg des Gesundwerdens.
Währenddessen ist die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus in Deutschland auf 534 gestiegen. Das teilte das Robert Koch-Insitut (RKI) in Berlin am Freitagmorgen mit. Der Erreger ist inzwischen in 15 Bundesländern nachgewiesen, die meisten registrierten Fälle seit Jahresanfang gibt es in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Baden-Württemberg und Bayern. In Sachsen-Anhalt wurde bislang keine Infektion gemeldet.
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