Gesundheit

Was bedeuten die neuen Virusvarianten für Deutschland?

Die neue SARS-CoV-2-Variante B.1.1.7 aus Großbritannien verbreitet sich nach derzeitigem Stand der Wissenschaft schneller als die bisher hauptsächlich kursierenden. Virologen gehen davon aus, dass die mutierten Coronaviren auch in Deutschland bald die dominierende Variante sein werden – das könnte die Eindämmung der Pandemie erschweren. Sind härtere Maßnahmen nötig?

Neue Varianten von SARS-CoV-2 beunruhigen derzeit: B.1.1.7 (VOC 202012/01), erstmals entdeckt im Vereinigten Königreich, und 501.V2, erstmals in Südafrika nachgewiesen. Die mutierten Coronaviren scheinen leichter übertragbar zu sein, bislang gibt es laut ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control; Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten) keine Hinweise, dass die beiden neuen Coronavirus-Varianten auch zu fulminanteren COVID-19-Verläufen führen. Dennoch rechnet das ECDC durch die neuen Varianten mit „hohen Auswirkungen“ auf COVID-19 bedingte Krankenhausaufenthalte und Todesfälle.

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Grund dafür ist, dass durch eine raschere Ansteckung und Verbreitung es mehr Infizierte, mehr Kranke, eine höhere Belastung des Gesundheitssystems und mehr Tote geben könnte. Laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) fordern Politiker in Deutschland deshalb, mit einer harten Gangart auf diese Bedrohung zu reagieren. Doch ist das notwendig?

Eindämmung erschwert

Forscher betonen, dass die neuen Varianten eine Eindämmung der Pandemie erschweren könnten. Es erscheine anhand der verfügbaren Daten wahrscheinlich, dass B.1.1.7 bald auch in Deutschland die dominierende Variante sein werde, meint etwa der Virologe Jörg Timm von der Uniklinik Düsseldorf. „Ich halte eine Senkung der Fallzahlen grundsätzlich für eine nachhaltige Infektionskontrolle für notwendig. Wenn die Daten zur erhöhten Ansteckungsfähigkeit der neuen Variante stimmen – und davon gehe ich aus – dann wird die Aufgabe sicherlich schwieriger.“

Mutationen können das Virus gefährlicher oder harmloser machen

Viren verändern sich mit der Zeit. Dabei geht es um Mutationen, also winzige Modifizierungen im Erbgut. Sie können die Eigenschaften eines Virus beeinflussen, ihn also beispielsweise harmloser oder auch gefährlicher machen. Bei SARS-CoV-2 haben solche Mutationen das Virus offenbar leichter übertragbar gemacht. Eine Variante, B.1.1.7, wurde zunächst in Großbritannien nachgewiesen, ist aber mittlerweile in mehreren weiteren Ländern bestätigt – auch in Deutschland. Zudem meldete Südafrika Mitte Dezember eine weitere Variante, 501Y.V2. Die beiden Varianten ähneln sich zwar genetisch, sind laut Weltgesundheitsorganisation aber unabhängig voneinander entstanden.

Wie weit die Variante B.1.1.7 hierzulande bereits verbreitet ist, ist nicht ganz klar. Ein Grund dafür: In Deutschland wird bei Corona-Infizierten deutlich seltener das Virus-Erbgut entziffert als etwa in Großbritannien. Das ist aber wichtig, um frühzeitig neu entstandene Varianten zu entdecken. Bislang sind bei uns nur vereinzelt Fälle von B.1.1.7 bekannt geworden, etwa in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen. Das Robert Koch-Institut erwartet aber, dass weitere Fälle hinzukommen.

COVID-19-Impfstoffe wirken wahrscheinlich weiterhin

Fachleute gehen momentan nicht davon aus, dass die bislang zugelassenen Corona-Impfstoffe schlechter gegen die beiden Varianten wirken. „Nach den bisher vorliegenden Daten scheint es so zu sein, dass der Impfstoff noch wirken sollte“, sagte Professor Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI), Ende Dezember im ZDF-„Morgenmagazin“. Biontech testet bereits mithilfe von Pseudoviren der neuen Variante, ob die Immunseren auch weiterhin neutralisierend gegen diese Pseudoviren sind. „Allerdings halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass die Effektivität unseres Impfstoffes durch die neue Variante eingeschränkt ist“, sagte jüngst Dr. Annette Vogel, „Director Infectious Disease Vaccines“ bei BioNTech SE, in einer Fachpressekonferenz.

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