Gesundheit

Corona auf der Couch: NRW-Stadt zeigt, wo sich Menschen wirklich anstecken

Wo stecken sich Menschen mit dem Coronavirus an? Mehr als eine Frage nach Beginn der Pandemie ist diese Frage noch immer nicht geklärt. Ein Landkreis in NRW hat sich zu dem Thema seine eigene Studie gebastelt – mit teils überraschenden Ergebnissen.

Ein Drittel aller Infektionen mit dem Coronavirus ist auf Kontakte im häuslichen Umfeld zurückzuführen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Landkreises Borken in Nordrhein-Westfalen an der Grenze zu den Niederlanden. Um das örtliche Infektionsgeschehen besser zu verstehen, hatte die Kreisverwaltung im Februar beschlossen, alle gemeldeten Neuinfektionen zu analysieren – „mit aufschlussreichen Ergebnissen“, wie Gesundheitsdezernent Dr. Ansgar Hörster bei einer Vorstellung der ersten Ergebnisse Mitte Februar sagte.

Mittlerweile seien mehr als 1000 Infektionen erfasst, sagte Hörster am Dienstag der „Welt“, und die Lage sei weiterhin eindeutig. „Die überwiegende Anzahl von Infektionen, rund ein Drittel, passiert im unmittelbaren häuslichen Umfeld“, erklärte Hörster gegenüber der Zeitung. Dagegen seien lediglich fünf Prozent der Neuinfektionen auf den Arbeitsplatz und auf medizinische Einrichtungen zurückzuführen.

Corona-Infektion auf der Couch

Zwar teilt auch die Borkener Studie die größte Schwäche vorheriger Erhebungen: Der überwiegende Teil der Infektionen lässt sich einfach nicht mehr nachvollziehen. Bei einem Drittel aller Fälle lasse sich der Kontakt überhaupt nicht mehr rekonstruieren, und bei einem weiteren Drittel der Fälle gebe es zwar eine Vermutung auf den Ursprung einer Infektion, jedoch keinen endgültigen Beweis. Eine mögliche Infektion im öffentlichen Nahverkehr lässt sich eben schwerer nachvollziehen als eine Infektion nach einem Familienbesuch. 

Als gesichert gelten kann daher nur die große Rolle häuslicher und privater Treffen. „Im familiären Umfeld kann man sich nicht wirklich schützen“, sagte Hörster. Treffen und Zusammenkünfte im kleinsten Kreis, „etwa um gemeinsam Fußballspiele im TV anzuschauen“, hätten in den vergangenen Wochen zu einer schnellen Weiterverbreitung des Virus geführt, erklärte der Kreis schon Mitte Februar.

Als weitere Beispiele nannte Hörster „die Fahrgemeinschaft zur Arbeit“ oder die junge Mutter, die ihrer Familie freudestrahlend ihr Neugeborenes gezeigt habe. „Es ist alles regelkonform gewesen“, sagte der CDU-Lokalpolitiker. „Die Gratulanten sind allein und nacheinander gekommen, aber am Ende waren mehrere Personen infiziert.“

„Das Virus unterscheidet nicht zwischen Deutschen und Nichtdeutschen“

Die bekannten Fälle sind also nur bedingt auf einen bewussten Regelbruch zurückzuführen, so Hörster. „Die Menschen sind schon sensibel, die bisher geltenden Beschränkungen machen ihnen die Situation bewusst.“ Gleichzeitig bemerke der Gesundheitsdezernent nach zwölf Monaten Corona eine gewisse „Müdigkeit und Nachlässigkeit im Alltag“. Was außerdem im privaten Bereich eine Rolle spiele: „Menschen, die sich gut kennen, nehmen an, dass der jeweils andere 'nichts hat'“.

Die Herkunft eines Menschen sei im Infektionsgeschehen hingegen irrelevant, betont Hörster: „Das Virus unterscheidet nicht zwischen Deutschen und Nichtdeutschen.“ Zwar habe es in der Tat Corona-Ausbrüche in türkischen Großfamilien gegeben, aber auch katholische Altenheime und ein örtliches Rathaus habe es erwischt. Lediglich bei Ausbrüchen in der Fleischindustrie sei der Anteil von Infizierten mit Migrationshintergrund zeitweise besonders hoch gewesen – durch die „die beengte Unterbringung, den gemeinsamen und teils grenzüberschreitenden Transport und die hohe Anzahl von südosteuropäischen Mitarbeitern.“

Impfungen von zentraler Bedeutung

Umso wichtiger also, dass die Bevölkerung jetzt so schnell wie möglich durchgeimpft wird. Der Landkreis hat sich hier etwas einfallen lassen: In einer „Rest-Impfdosen-Börse“ können sich impfwillige Personen online anmelden, um dann die Chance auf eine Impfdose zu erhalten, die am Ende eines Tages nicht mehr verabreicht werden konnte. Die „Sieger“ werden nach Impf-Priorisierung ausgewählt und müssen binnen 60 Minuten im Impfzentrum sein. Verimpft werden sowohl der Biontech-Impfstoff als auch Dosen von Astrazeneca – Probleme bei der Akzeptanz gebe es keine.

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