Gesundheit

Long Covid: "Wer nach fünf Monaten noch Symptome hat, behält sie meist ein Jahr"

Viele Betroffene kämpfen auch Monate nach der Covid-Erkrankung noch mit dem langen Schatten des Virus. Manche kommen kaum aus der Horizontalen, sind dauernd erschöpft. Andere ringen um Luft, haben Konzentrationsprobleme oder Wortfindungsstörungen. Die Langzeitfolgen sind vielfältig, schwer zu behandeln  – und vor allem hartnäckig. Wie lange Betroffene mit den Auswirkungen einer Corona-Infektion zu tun haben können, verdeutlicht eine neue Studie des Universitätsklinikums Heidelberg. Demnach war nur rund ein Fünftel der beobachteten Long-Covid-Patienten nach einem Jahr komplett symptomfrei. 

Die Corona-Infektion gilt als überstanden, aber die Symptome wollen nicht abklingen oder tauchen erst im Nachgang auf. Verschwinden diese Symptome nicht nach spätestens drei Monaten, sondern halten an, wird von Long Covid gesprochen. Wie verhält sich die Erkrankung über die Zeit und wie entstehen die Symptome? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, hat die Forschergruppe 96 Teilnehmer, deren Corona-Erkrankung mindestens fünf Monate zurück lag, über mehrere Monate beobachtet. Etwa ein Drittel der Teilnehmenden musste im Krankenhaus behandelt werden, davon waren mehr als die Hälfte Frauen. Neben der Lebensqualität untersuchten die Wissenschaftler:innen auch der Antikörperspiegel sowie Antinukleäre Antikörper untersucht.

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Mindestens ein Jahr lang Symptome

Dabei stellte sich heraus, dass sich ein Großteil der Teilnehmenden auch ein Jahr nach der Virus-Infektion nicht komplett erholt hatte, rund 73 Prozent litt weiterhin an den Nachwirkungen der Erkrankung. Dabei machten mehr als der Hälfte der Betroffenen verminderte körperliche Leistungsfähigkeit (56,3 Prozent) und Müdigkeit (53,1 Prozent) zu schaffen. Aber auch Kurzatmigkeit, Konzentrationsprobleme, Wortfindungsstörungen und Schlafprobleme gehören zu den häufigsten Symptomen. Und: Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Sie zeigten demnach signifikant mehr neurokognitive Symptome.

Auf Basis der Ergebnisse kommen die Forscher:innen zu der Schlussfolgerung, dass neurokognitive Long-Covid-Symptome mindestens ein Jahr nach Symptombeginn anhalten können und die Lebensqualität signifikant reduzieren. Mehrere dieser Symptome standen, berichten sie, im Zusammenhang mit einer erhöhten Zahl von Antinukleären Antikörpern (ANA). Dabei handelt es sich um eine besondere Form von Autoantikörpern, die gegen körpereigene Zellkernstrukturen gerichtet sind und bei Autoimmunerkrankungen vorkommen können.

„Gehirn stark betroffen“

Die Studie zeige wie gravierend die Symptome seien, kommentierte Gesundheitsexperte Karl Lauterbach auf Twitter. Wer nach fünf Monaten noch Symptome habe, behalte sie meist ein Jahr, schrieb er. Und: "Wortfindungs- und Konzentrationsstörungen zeigen, wie stark Gehirn betroffen ist. Tote sind nicht alles was zählt."

Bei der Studie handelt es sich mit knapp 100 Teilnehmenden um eine relativ kleine, darunter sind viele Betroffene, die schwer an Covid-19 erkrankt waren. Bei diesen wird das Risiko von Langzeitschäden höher eingeschätzt, als bei denen, die nur milde oder mittelschwere Krankheitsverläufe hatten. Aber auch letztere können Langzeitsymptome entwickeln. "Von den als genesen Erklärten haben noch etwa 15 Prozent mit den unterschiedlichsten Symptomen zu kämpfen," sagte Andreas Rembert Koczulla von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) zu "Dpa". Die Zahl der Menschen mit Langzeitfolgen liege bei bundesweit 550.000. 

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