Gesundheit

Michael Meyer-Hermann: Wer ist der Wissenschaftler, der Merkel die Sorgenfalten auf die Stirn trieb?

Diesmal war es nicht der Virologe Christian Drosten, den Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als Ratgeber für die weitere deutsche Corona-Politik hinzuzog. Nein, der in der breiten Öffentlichkeit bisher eher unbekannte Forscher Michael Meyer-Hermann vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung beriet Merkel und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten in ihren stundenlangen Debatten. Die von Meyer-Hermann erstellten Modellierungen geben Anlass zu großer Sorge.

Merkel ließ Meyer-Hermann zu Beginn der mehr als achtstündigen Beratungen mit den Regierungschefinnen und -chefs eine Simulation vorstellen, in welcher Phase Deutschland in der Corona-Pandemie ist, nämlich im Bereich des exponentiellen Wachstums. "Ich denke, das war recht einleuchtend und auch hilfreich", sagte Merkel. 

Immunologe warnt vor Gefahren der Coronavirus-Pandemie

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) machte sich direkt eine Feststellung zu eigen, die Meyer-Hermann in seinem Vortrag getroffen haben soll: Demnach ist es nicht fünf vor zwölf, sondern bereits zwölf.

Virologe

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Während der Name Christian Drosten oder auch der Name des Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, mittlerweile in der breiten Bevölkerung bekannt sind, trat Meyer-Hermann bisher nur vereinzelt öffentlich in Erscheinung.

So wie am Mittwoch im Kanzleramt warnte er dabei auch schon in den vergangenen Monaten vor den Gefahren der Corona-Pandemie und sprach sich für konsequente Einschränkungen aus. Meyer-Hermann veröffentlichte etwa im Frühjahr mit dem Münchner ifo-Institut eine Studie, in der er wegen langfristiger wirtschaftlicher Nachteile zu starke Lockerungen der damaligen Einschränkungen ablehnte.

Michael Meyer-Hermann – „Grenzgänger der Wissenschaft“

Der 1967 geborene Meyer-Hermann ist ein vielseitig gebildeter Wissenschaftler. Er studierte Physik, Mathematik und Philosophie in Frankfurt am Main und Paris, mit 30 Jahren machte er seinen Doktor in der Theoretischen Physik. In Dresden, Frankfurt am Main und im britischen Oxford arbeitete er in der Neurobiologie und Immunologie, nach Rufen auf Professuren in Jena und Braunschweig leitet Meyer-Herrmann seit 2010 die Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum in Braunschweig.

Er sei ein "Grenzgänger der Wissenschaft", beschreibt das Helmholtz-Institut Meyer-Hermann. In der reinen Wissenschaft vermisste er demnach den Bezug zu den echten Problemen der Menschen, weshalb der mit der Künstlerin Anna Laclaque verheiratete Wissenschaftler sich in der Corona-Pandemie daran machte, deren Verlauf mit mathematischen Modellen vorherzusagen.

Mit riesigen Datenmengen arbeitet Meyer-Hermann, unterstützt wird er dabei vom Forschungszentrum in Jülich. Die Modelle wurden in den vergangenen Wochen dank der wachsenden Erfahrungswerte immer genauer. Auf den Tag genau versuchen die Modelle die weiteren Entwicklungen abzubilden, getragen von der Erkenntnis, dass sich die Folgen des Verhaltens des aktuellen Tages erst etwa eine Woche oder zehn Tage später im Infektionsgeschehen abbilden.

Was genau Meyer-Hermann für welchen der kommenden Tage an Entwicklungen prognostizierte, sagte Merkel nicht – aber die Bundeskanzlerin machte keinen Hehl daraus, besorgt aus dem Treffen zu gehen. Der von Meyer-Hermann festgestellte exponentielle Anstieg der Infektionszahlen müsse gestoppt werden: "Sonst wird das kein gutes Ende nehmen", sagte Merkel.

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