Weder Hitze noch Trockenheit: Das Klima hat US-Forschern zufolge keinen großen Einfluss auf den künftigen Verlauf der Corona-Pandemie. Wie die Wissenschaftler der Universität Princeton herausfanden, ist ein anderer Faktor dafür wesentlich entscheidender.
Als sich das Coronavirus Anfang des Jahres in immer mehr Ländern der Welt verbreitete, lag die große Hoffnung vor allem auf einem: dem Sommer. Wissenschaftler legten die Vermutung nahe, wärmere Temperaturen und ein feuchtes Klima könnten die Verbreitung von Sars-CoV-2 eindämmen – tun sie es doch bei anderen Corona- oder Grippeviren ebenfalls.
„Wenn es warm wird, werden die Coronaviren normalerweise schwächer und die Krankheit schwächt sich ab. Der Sommer könnte unser bester Verbündeter sein“, sagte etwa Virologe Alexander Kekulé.
Christian Drosten erklärte zudem, dass neben wärmeren Temperaturen auch stärkeres UV-Licht und Trockenheit „nicht förderlich für die Virusübertragung“ seien. Erste Untersuchungen hatten bereits darauf hingedeutet, dass das Klima die Übertragung von Sars-CoV-2 beeinflussen könnte. Ob diese Faktoren jedoch auch den Verlauf der Pandemie im Laufe dieses Jahres verändern können, ist US-Wissenschaftlern zufolge fraglich.
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Denn wie eine neue Studie nun zeigt, gibt es weitere Faktoren, die die Virusübertragung wesentlich stärker beeinflussen als das Klima.
Forscher um Umweltwissenschaftlerin Rachel Baker von der US-amerikanischen Universität Princeton untersuchten, welche Faktoren den Verlauf der Epidemie und späteren Pandemie von Sars-CoV-2 tatsächlich lenken. Sie stellten fest: Der einflussreichste Faktor ist nicht das Klima – es ist die Anfälligkeit der Bevölkerung. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Science“.
Forscher simulierten Virus-Ausbruch in Tropenstädten
Für ihre Analyse verglichen die Wissenschaftler den neuen Sars-CoV-2-Erreger mit anderen, bereits bekannten und weiter verbreiteten Coronaviren. Sie statteten ein klimabedingtes, epidemiologisches Modell mit US-Daten zu vier anderen zirkulierenden und saisonalen Coronaviren aus.
Das Modell simulierte die Ausbreitung der Viren in verschiedenen Städten. Die Forscher sahen, dass selbst in tropischen Regionen, deren Klima die Virusübertragung eigentlich behindern sollte, weiterhin ein signifikantes Ausbruchswachstum bestand.
Daraus schlossen sie, dass der Verlauf sich eher von anderen Faktoren beinflussen lasse. Laut den Wissenschaftlern ist der treibende Faktor die fehlende Immunität und damit die hohe Anfälligkeit der Bevölkerung, sich mit dem Virus zu infizieren und es zu verbreiten.
Damit ließe sich auch das Pandemie-Geschehen in warmen Ländern wie Brasilien oder Ecuador erklären. „Es scheint, dass das Klima die Verbreitung derzeit nicht reguliert“, erklärt Studienautorin Rachel Baker.
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Klima wird zum Faktor – aber erst später
Das Forscherteam geht davon aus, dass das Klima erst später zu einem entscheidenden Faktor für die Ausbreitung des Virus werden könnte – dann, wenn große Teile der Bevölkerung sich bereits mit dem Virus infiziert und Antikörper gebildet haben, oder durch eine Impfung immunisiert worden sind.
Damit könnte Covid-19 zu einer saisonalen Erkrankung werden, die wie andere, durch Coronaviren ausgelöste Erkältungskrankheiten regelmäßig im Winter auftritt, prognostizieren die Forscher.
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