Gesundheit

Tocilizumab-Steroid-Kombi senkt die Sterblichkeit bei schwerem COVID-19

Nach dem Erfolg mit Dexamethason hat die RECOVERY-Studie jetzt noch ein weiteres positives Ergebnis hervorgebracht. Auch der monoklonale Antikörper Tocilizumab hat seinen Nutzen in der Behandlung von schwerem COVID-19 unter Beweis gestellt. Zusammen mit Kortikosteroiden konnte das Rheuma-Medikament bei Patient:innen, die beatmet werden mussten, die Sterblichkeit senken, die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung verringern und die Zeit bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus verkürzen.

Seit März 2020 testet die RECOVERY-Studie (Randomised Evaluation of COVID-19 Therapy, NCT04381936) mit insgesamt 40.000 Patient:innen eine Reihe potenzieller Behandlungen für COVID-19. Der bisher größte Erfolg des Projekts war die Erprobung von Dexamethason. Im Juni 2020 hatte die Studie ergeben, dass das kostengünstige und weit verbreitete Steroid das Sterberisiko bei Patient:innen, die Sauerstoff benötigen oder sogar künstlich beatmet werden müssen, um ein Fünftel beziehungsweise ein Drittel senken konnte. Es wurde daraufhin als Teil des Versorgungsstandards für entsprechende Patient:innen in die Therapie einbezogen. Die Erweiterung der Zulassung empfahl die Europäische Arzneimittelagentur im September letzten Jahres.

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In die RECOVERY-Studie wurde unter anderem auch Tocilizumab einbezogen. Der monoklonale Antikörper blockiert den IL-6-Rezeptor und kann deshalb die Entzündungs-Signalkaskade unterdrücken. In der EU ist er seit Januar 2009 unter dem Handelsnamen RoActemra® für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) und zwei Formen der juvenilen idiopathischen Arthritis zugelassen. Außerdem wird er zur Unterdrückung des Zytokinsturms bei der CAR-T-Zelltherapie eingesetzt. Klinische Studien aus China haben gezeigt, dass Tocilizumab bei der Behandlung schwer kranker COVID-19-Patient:innen mit umfangreichen Lungenläsionen wirksam ist, die einen erhöhten IL-6-Spiegel aufweisen.

Patienten mit Sauerstoffbedarf und systemischen Entzündungen

Zwischen dem 23. April 2020 und dem 24. Januar 2021 wurden 4.116 Erwachsene zur Bewertung von Tocilizumab für die RECOVERY-Studie rekrutiert. Von diesen benötigten 562 (14 Prozent) eine invasive mechanische Beatmung, 1.686 (41 Prozent) erhielten nicht-invasive Atemunterstützung und 1.868 (45 Prozent) bekamen lediglich Sauerstoff ohne Atemunterstützung. Eine weitere Eingangsvoraussetzung war der Nachweis systemischer Entzündungen (C-reaktives Protein/CRP ≥75 mg/L). Der mittlere CRP-Wert der Patient:innen lag bei 143 (107 bis 204) mg/L.

Die Studienteilnehmer:innen wurden auf zwei Gruppen randomisiert. Eine bekam den üblichen Standard der Versorgung, die andere zusätzlich Tocilizumab (eine Dosis von 400 mg bis 800 mg je nach Gewicht intravenös). 3.385 Patient:innen (82 Prozent) erhielten entsprechend dem Versorgungsstandard systemische Kortikosteroide.

Deutliche Risikosenkung

Wie aus der Vorab-Publikation der fast vollständigen Ergebnisse auf dem Preprint-Server medRxiv hervorgeht, reduzierte die Behandlung mit Tocilizumab die Zahl der Todesfälle innerhalb der ersten 28 Tage nach der Gabe des monoklonalen Antikörpers (primärer Endpunkt) signifikant: In dieser Gruppe starben in den vier Wochen 596 von 2.022 Patienten (29 Prozent), verglichen mit 694 von 2.094 (33 Prozent) in der Kontrollgruppe (Rate Ratio: 0,86; 0,77 bis 0,96). Basierend auf der absoluten Differenz von 4 Prozentpunkten bedeutet dies, dass für jeweils 25 mit Tocilizumab behandelte Patient:innen ein zusätzliches Leben gerettet würde.

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Warten auf Evidenz

Auch bezüglich der sekundären Endpunkte zeigten sich Vorteile. So erhöhte Tocilizumab auch die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von 28 Tagen lebend aus dem Krankenhaus entlassen zu werden, und zwar von 47 auf 54 Prozent (Rate Ratio: 1,23; 1,12 bis 1,34). Dies wurde in allen Patientenuntergruppen unabhängig von der Intensität der Beatmung beobachtet. Bei Patient:innen, die zu Beginn der Studie keine invasive Beatmung erhielten, verringerte Tocilizumab zudem die Wahrscheinlichkeit eines Fortschreitens zur invasiven Beatmung oder Tod signifikant von 38 auf 33 Prozent (Risk Ratio: 0,85; 0,78 bis 0,93).

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