Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat am Donnerstag seine Corona-Impfung auffrischen lassen. Der Booster soll die Immunabwehr vor dem Winter verbessern. Kann das jeder tun? Wenn ja, wo und wie sinnvoll ist das? Der große Überblick zur Auffrischungsimpfung.
24.668 Corona-Neuinfektionen meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitag. Auch die Inzidenz wächst Tag um Tag. Am Freitag liegt sie bei 139,2. Vor einer Woche lag sie mit 95,1 noch unter 100. Angesichts immer weiter steigender Corona-Zahlen in Deutschland gewinnen Auffrischungsimpfungen als Schutz für den Winter an Bedeutung.
Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rief am Donnerstag zu einer solchen Verstärkung („Booster“) länger zurückliegender Impfungen auf. Auch Spahn selbst holte sich seine Auffrischungsimpfung. Er war nach seiner Corona-Infektion zunächst mit Astrazeneca geimpft worden.
Die Drittimpfung sei umso wichtiger, weil viele bisher Nicht-Geimpfte anscheinend kaum noch dafür zu gewinnen seien. Laut einer Umfrage im Auftrag des Ministeriums wollen sich fast neun von zehn Nicht-Geimpften auch in den kommenden acht Wochen eher nicht impfen lassen. Kliniken warnten vor weiter zunehmenden Belastungen.
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So viele Menschen haben bereits ihren Booster erhalten
Mit erstmals mehr als 100.000 Auffrischungsimpfungen wurde jetzt ein Tagesrekord erzielt, wie Spahn erläuterte. Laut RKI gab es am Mittwoch bundesweit 102.400 davon. Insgesamt haben nun gut 1,8 Millionen Menschen in Deutschland eine Impf-Verstärkung erhalten.
Wem wird eine Auffrischungsimpfung empfohlen?
Eine solche Auffrischung mindestens sechs Monate nach einer vollständigen Impfung wird unter anderem älteren Menschen, Corona-Risikogruppen, aber auch Geimpften mit Astrazeneca und Johnson & Johnson angeboten.
Ganz konkret hat die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Empfehlung für Booster-Impfungen bisher für diese Gruppen herausgegeben:
- für Menschen über 70 Jahre,
- für Risikopatienten mit stark geschwächtem Immunsystem,
- für Bewohnerinnen und Bewohner sowie Fachkräfte in Pflegeeinrichtungen,
- für Mitarbeitende in medizinischen Einrichtungen mit direktem Patientenkontakt sowie
- für Menschen, die den Johnson & Johnson-Impfstoff bekommen haben.
Letzteren empfiehlt die Stiko unabhängig von ihrem Alter und möglicher Immunschwächen eine Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Impfstoff ab vier Wochen nach ihrer Erstimpfung. Sie gelten als deutlich wirksamer als der Vektorimpfstoff. Den Schutz nach der Einmalimpfung mit dem Johnson & Johnson-Impfstoff hatte die Stiko zuletzt als „ungenügend“ bezeichnet.
Kann sich jeder mit einem Booster impfen lassen?
Die Auffrischungen laufen seit September in größerem Stil. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten beschlossen, dass sie Menschen ab 60 Jahren nach ärztlicher Beratung angeboten werden können.
Genesene, die eine Impfung mit Astrazeneca oder Johnson & Johnson bekommen haben, können sich eine Auffrischung mit Biontech oder Moderna geben lassen – so machte es nun auch Spahn.
Die Impfverordnung sieht die Möglichkeit für Auffrischungsimpfungen grundsätzlich für alle vor, für die es zugelassene Impfstoffe gibt.
Warum ist eine Auffrischungsimpfung sinnvoll?
Für all die genannten Risikogruppen ist eine Booster-Impfung medizinisch sinnvoll. Denn häufig hat deren Immunsystem nicht so gut auf die Impfung angesprochen oder der Impfschutz bereits abgenommen. Hinweise auf nachlassende Impfwirkung liefern beispielsweise Studien aus Israel.
Carsten Watzl, Immunologe am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung der Technischen Universität Dortmund, betonte das im Gespräch mit FOCUS Online und ergänzte: „Die dritte Impfung sehe ich gar nicht als Auffrischungsimpfung, sondern als Teil eines normalen Impfschemas.“ Er könne sich vorstellen, dass die Grundimmunisierung gegen Corona künftig aus drei Impfungen bestehe. „Immunologisch ist das sinnvoll, weil sich die Immunantwort jedes Mal verbessert, wenn der Körper sich mit dem Erreger beziehungsweise der Impfung auseinandersetzt.“ Die Immunantwort wird stärker.
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Eine Gefahr, des „Überimpfens sehe ich generell nicht“, sagte Watzl, dafür müsste schon sechs oder sieben Mal hintereinander in kurzem Abstand geimpft werden. Zudem gebe es keine Studie, die zeige, dass eine dritte Impfung zu mehr Nebenwirkungen führe. FOCUS Online/Wochit Mehrheit der Ungeimpften will sich „auf keinen Fall“ impfen lassen – das sind die Gründe
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